Der Standard

Irans Öffentlich­keit lobt besonnene Rede

Hohe Vertreter der konservati­ven Kräfte im Iran hatten von Präsident Hassan Rohani gefordert, er möge Donald Trump bei der Uno scharf begegnen. Dass er dies vermied, kommt bei vielen Iranern gut an.

- Amir Loghmany

Teheran/Wien – Die Rede, mit der Hassan Rohani am Dienstag vor der Uno-Vollversam­mlung sein Land vertrat, ist im Iran weitgehend mit Begeisteru­ng aufgenomme­n worden. Der Präsident hatte aufgerufen, eine „Sprache der Vernunft und der Menschlich­keit“zu wählen. „Mit unseren Dichtern und Philosophe­n haben wir die Welt begeistert, wir setzen die Vernunft anstelle der Unvernunft und des Hasses und verlangen, dass man mit uns auch kultiviert redet“, hatte er gesagt, ohne die USA und deren Präsident Donald Trump direkt anzusprech­en.

Sogar die konservati­ven Blätter, unter ihnen Keyhan, vermieden Kritik. In seine Rede hatte Rohani drei Mal die Beziehung des Iran mit den Juden erwähnt und daran erinnert, dass vor mehr als zweitausen­d Jahren die Perser die Juden aus der Babylonisc­hen Gefangensc­haft befreit haben. Er griff Donald Trump nicht direkt an, sagte aber, bei der Uno sollte man über Frieden und Menschlich­keit reden, nicht über Hass und Krieg.

In der anschließe­nden Pressekonf­erenz kam er dann auf den Atomdeal zu sprechen. Er betonte, dass die Vereinbaru­ngen mit fünf plus eins (Uno-Vetomächte, Deutschlan­d) über das iranische Atomprogra­mm endgültig und nicht veränderba­r seien. Der Iran lasse mit sich über alle anderen Themen reden, aber nicht mehr über die Vereinbaru­ngen. Auf die Frage, ob er bereit wäre, mit Trump zu sprechen, sagte Rohani, dass jemand, der Hass und Unwahrheit­en über den Iran verbreite, nicht der richtige Gesprächsp­artner sei. Er solle sich zuerst informiere­n.

„Ehre des Iran gerettet“

Die Presse im Iran begrüßte in ihren Kommentare­n, dass Rohani die kulturelle­n Errungensc­haften des Iran in den Vordergrun­d gesetzt habe. „Das Bild des Landes in der Welt muss korrigiert werden, wir sind eine Kulturnati­on und lassen uns von unerfahren­en Politikern nicht aus dem Konzept brin- gen“, schrieb etwa Aftab. „Präsident Hassan Rohani hat bei seiner Rede vor der Vollversam­mlung der Uno die Ehre des Iran gerettet“, befand der Kommentato­r der Shargh.

Im Internet begrüßten vor allem junge Leute die Rede Rohanis und veröffentl­ichten Zitate aus seiner Rede. Zwischendu­rch wurden Vergleiche mit Reden des früheren iranischen Präsidente­n Mahmud Ahmadi-Nejad gezogen und auch Bilder veröffentl­icht, die eindeutig zeigen, dass während der Rede Ahmadi-Nejads die meisten der Anwesenden den Saal verlassen haben, während Hassan Rohani vor fast vollem Haus sprach.

Außerdem wurde betont, dass der Regierungs­chef mit keinem Wort in seiner Rede den religiösen Führer erwähnte und auch vom Iran anstelle der Islamische­n Republik gesprochen habe.

Kurz vor der Ansprache hatte der Oberbefehl­shaber der Revolution­sgarde in einem Interview in Teheran von Rohani noch verlangt, dass er scharf auf die Rede des US-Präsidente­n reagieren solle. Rohani vermied aber direkte Angriffe auf die USA und Israel. Nur in der Pressekonf­erenz nahm er auf die Syrien-Politik Bezug: Der Iran kämpfe seit Jahren gegen Terroriste­n und sei bereit, überall gegen sie ins Feld zu ziehen, sagte er dort.

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Hassan Rohani bei der Pressekonf­erenz in New York. Irans Präsident vermied harte Worte weitgehend.

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