Nordkorea will Wasserstoffbombe im Pazifik testen
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat am Freitag mit einer Rede auf die Drohungen von US-Präsident Donald Trump reagiert, sein Land zu zerstören. Nordkoreas Außenminister Ri kündigt einen neuen Atomtest an.
Washington/Pjöngjang/Wien – Das Wort „dotard“ist auch vielen Menschen, deren Muttersprache Englisch ist, nicht sehr vertraut. Daher verzeichneten Lexikonwebsites in den USA Freitagfrüh Rekordzugriffe, als Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in einer Rede im Staats-TV den Begriff, der einen umnachteten Greis beschreibt, gleich zweimal für sein US-Gegenüber Donald Trump verwendete. Er werde den „geistesgestörten dotard“Trump teuer für seine Rede vor den Vereinten Nationen bezahlen lassen, in der dieser mit der völligen Zerstörung Nordkoreas gedroht hatte.
Nordkoreas Außenminister Ri Yong-ho konkretisierte wenig später vor Journalisten bei der UN-Generalversammlung in New York, was sein Staatschef mit der Drohung gemeint haben könnte, er werde Trump „mit Feuer zähmen“und „harte Gegenmaßnahmen auf dem höchsten Niveau in der Geschichte“ergreifen: Ri sagte, er wisse zwar auch nicht genau, was Kim vorhabe, halte es zum Beispiel aber für möglich, dass sein Land eine Wasserstoffbombe im Pazifischen Ozean testen könnte. Das Ausmaß dieses Tests könnte „beispiellos sein“, fügte er an.
Kims Rede, die von der Staatsagentur KCNA in englischer Sprache veröffentlicht wurde, erregte auch wegen ihres Formats Auf- merksamkeit: Es ist das erste Mal, dass sich der nordkoreanische Machthaber in einer Ansprache direkt an die internationale Gemeinschaft wendet. Die Ausführungen kommen zudem nur kurz vor der Uno-Rede Außenminister Ris, die für Samstag geplant war.
Persönliche Angriffe
Auffällig an den Worten ist auch, wie stark sie persönlichen Charakter haben: „Trump hat mich und mein Land vor den Augen der Welt beleidigt, und die schlimmste Kriegserklärung in der Geschichte ausgesprochen“, so Kim. Trump hatte Kim in seiner Rede als „Raketenmann auf einer Selbstmordmission“bezeichnet, wozu Nordkoreas Staatschef in seiner Ansprache Freitag sagte, dies sei „bisher nicht bekannter Unsinn, der von seinen Vorgängern nie zu hören war“.
Die Staaten in der Region reagierten auf die Rede und die Atomtestankündigung des Außenministers jedenfalls alarmiert: Japan nannte die Drohungen „völlig inakzeptabel“, Südkorea, Russland und China mahnten alle Beteiligten zu Zurückhaltung.
Am Tag vor der Rede hatte Trump neue Sanktionen gegen Nordkorea erlassen. Er reagierte auf die Rede am Freitag auf seine Art: Kim sei „offensichtlich ein Irrer“, schrieb er auf Twitter. Er werde bald „getestet werden wie noch nie“. Außenminister Rex Tillerson sagte, man wolle die diplomatischen Bemühungen zur Lösung der Krise fortsetzen.