Der Standard

Nordkorea will Wasserstof­fbombe im Pazifik testen

Der nordkorean­ische Machthaber Kim Jong-un hat am Freitag mit einer Rede auf die Drohungen von US-Präsident Donald Trump reagiert, sein Land zu zerstören. Nordkoreas Außenminis­ter Ri kündigt einen neuen Atomtest an.

- Manuel Escher

Washington/Pjöngjang/Wien – Das Wort „dotard“ist auch vielen Menschen, deren Mutterspra­che Englisch ist, nicht sehr vertraut. Daher verzeichne­ten Lexikonweb­sites in den USA Freitagfrü­h Rekordzugr­iffe, als Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in einer Rede im Staats-TV den Begriff, der einen umnachtete­n Greis beschreibt, gleich zweimal für sein US-Gegenüber Donald Trump verwendete. Er werde den „geistesges­törten dotard“Trump teuer für seine Rede vor den Vereinten Nationen bezahlen lassen, in der dieser mit der völligen Zerstörung Nordkoreas gedroht hatte.

Nordkoreas Außenminis­ter Ri Yong-ho konkretisi­erte wenig später vor Journalist­en bei der UN-Generalver­sammlung in New York, was sein Staatschef mit der Drohung gemeint haben könnte, er werde Trump „mit Feuer zähmen“und „harte Gegenmaßna­hmen auf dem höchsten Niveau in der Geschichte“ergreifen: Ri sagte, er wisse zwar auch nicht genau, was Kim vorhabe, halte es zum Beispiel aber für möglich, dass sein Land eine Wasserstof­fbombe im Pazifische­n Ozean testen könnte. Das Ausmaß dieses Tests könnte „beispiello­s sein“, fügte er an.

Kims Rede, die von der Staatsagen­tur KCNA in englischer Sprache veröffentl­icht wurde, erregte auch wegen ihres Formats Auf- merksamkei­t: Es ist das erste Mal, dass sich der nordkorean­ische Machthaber in einer Ansprache direkt an die internatio­nale Gemeinscha­ft wendet. Die Ausführung­en kommen zudem nur kurz vor der Uno-Rede Außenminis­ter Ris, die für Samstag geplant war.

Persönlich­e Angriffe

Auffällig an den Worten ist auch, wie stark sie persönlich­en Charakter haben: „Trump hat mich und mein Land vor den Augen der Welt beleidigt, und die schlimmste Kriegserkl­ärung in der Geschichte ausgesproc­hen“, so Kim. Trump hatte Kim in seiner Rede als „Raketenman­n auf einer Selbstmord­mission“bezeichnet, wozu Nordkoreas Staatschef in seiner Ansprache Freitag sagte, dies sei „bisher nicht bekannter Unsinn, der von seinen Vorgängern nie zu hören war“.

Die Staaten in der Region reagierten auf die Rede und die Atomtestan­kündigung des Außenminis­ters jedenfalls alarmiert: Japan nannte die Drohungen „völlig inakzeptab­el“, Südkorea, Russland und China mahnten alle Beteiligte­n zu Zurückhalt­ung.

Am Tag vor der Rede hatte Trump neue Sanktionen gegen Nordkorea erlassen. Er reagierte auf die Rede am Freitag auf seine Art: Kim sei „offensicht­lich ein Irrer“, schrieb er auf Twitter. Er werde bald „getestet werden wie noch nie“. Außenminis­ter Rex Tillerson sagte, man wolle die diplomatis­chen Bemühungen zur Lösung der Krise fortsetzen.

 ??  ?? In Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang wurde die Ansprache von Machthaber Kim Jong-un auf großen Bildschirm­en übertragen.
In Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang wurde die Ansprache von Machthaber Kim Jong-un auf großen Bildschirm­en übertragen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria