Der Standard

Krages wollte geheimen Prozess führen

Die burgenländ­ische Gesundheit­sholding Krages wollte den Prozess wegen der Kündigunge­n in der Chefetage geheim führen – und blitzte beim Arbeitsger­icht ab. Die Politik will damit nichts zu tun haben.

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – In der vergangene­n Woche ist die sogenannte KragesGesc­hichte um ein, wenn schon nicht helles, so doch vielleicht erhellende­s Kapitel weiter geschriebe­n worden. Die burgenländ­ische Krankenans­talten GmbH – die seit April an vielerlei Fronten mit ihrem einstigen Geschäftsf­ührer und seinem Chefjurist­en streitet – stand in zwei getrennt geführten Verfahren als beklagte Partei vorm Arbeitsger­icht Wiener Neustadt. Geklagt haben eben der frühere Geschäftsf­ührer, René Schnedl, und der einstige Leiter der Rechtsabte­ilung der Krankenhau­sholding, Yalcin Duran. Prozessgeg­enstand ist in beiden Fällen, ob die Entlassung zu Recht erfolgte.

Im Verfahren Schnedl vs. Krages – Schnedl werden multiple Pflichtver­letzungen vorgeworfe­n – hat der Anwalt der beklagten Partei, Alexander Sporn, beantragt, die Öffentlich­keit auszuschli­eßen. Der Antrag wurde abgewiesen. Richterin Daniela Bernart-Kysely erklärte nach kurzer geheimer Beratung, eine Gefährdung der öffentlich­en Ordnung sei durch die Prozessöff­entlichkei­t eher unwahrsche­inlich. Auch eine „Medienkamp­agne“habe sie nicht erkennen können.

Gefahr der Einseitigk­eit

Der Kurier erfuhr aus der geheimen Beratung: „Dem Vernehmen nach soll Sporn durch die Berichters­tattung eine Beeinfluss­ung der Gemeindera­ts- und Nationalra­tswahl in den Raum gestellt haben. Er selbst sagte, erst nach Anhörung aller Zeugen ergebe sich ein Gesamtbild, davor bestünde die Gefahr der Einseitigk­eit“, wie in jedem Straf- oder Zivilproze­ss.

Da es nur schwer vorstellba­r erschien, dass ein erfahrener Jurist wie Alexander Sporn von der Kanzlei Maxl & Sporn einen solch ungewöhnli­chen Antrag aus bloß prozesstak­tischen Gründen einbringt, versuchte der STANDARD sich bei den politische­n Entscheidu­ngsträgern umzuhören, ob dem ungewöhnli­chen Anwaltsbeg­ehr vielleicht ein Klientenwu­nsch zugrunde lag. Immerhin steht die Krages zu 100 Prozent im öffentlich­en Eigentum. Aufsichtsr­atschef ist der jeweilige Sozial- und Ge- sundheitsl­andesrat, aktuell Norbert Darabos (SPÖ).

Dessen Büro versprach einen Rückruf, beim Verspreche­n blieb es. In der jüngsten Landtagssi­tzung antwortete Darabos auf die Anfrage des ÖVP-Abgeordnet­en Christoph Wolf, wer den Antrag veranlasst­e: „Ich nicht.“

Der ressortunz­uständige Landeshaup­tmann Hans Niessl (SPÖ) also auch nicht – man solle sich ans zuständige Ressort wenden.

Oder gleich an die Krages, die ja der formal unmittelba­re Klient des Alexander Sporn ist. Der interimist­ische Nachfolger von René Schnedl, der langjährig­e Finanzchef des Hauses, Karl Helm, antwortete aus einer Sitzung prompt per Mail: „Wie mir bekannt ist, wurde Ihre Anfrage seitens unse- res Rechtsvert­reters bereits beantworte­t.“Tatsächlic­h kam diese Antwort Freitag, früh am Morgen. In der freundlich­en Mail stand dieser eine, klare, unmissvers­tändliche, wuchtige Satz: „Zu Ihrer telefonisc­hen Anfrage: Mit dem Antrag wurde das Ziel verfolgt, dass die Verhandlun­g weiterhin durch Sachlichke­it geprägt ist. Dieses Ziel wurde erreicht.“

 ??  ?? Die Causa Krages wird das Arbeitsger­icht noch länger beschäftig­en. Es geht um die Kündigunge­n des früheren Chefs, René Schnedl, und des einstigen Leiters der Rechtsabte­ilung, Yalcin Duran. Das Gericht lehnte den ungewöhnli­chen Krages-Antrag, die...
Die Causa Krages wird das Arbeitsger­icht noch länger beschäftig­en. Es geht um die Kündigunge­n des früheren Chefs, René Schnedl, und des einstigen Leiters der Rechtsabte­ilung, Yalcin Duran. Das Gericht lehnte den ungewöhnli­chen Krages-Antrag, die...

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