Der Standard

Das ewige Hotelproje­kt in der Riemergass­e 7

Seit bald 15 Jahren steht das alte Handelsger­icht in der Wiener Innenstadt leer. In dieser Zeit wurde es „von Investor zu Investor geschoben“, mehrmals schon wurde ein Hotelproje­kt samt Wohnungen angekündig­t. Einmal mehr soll es jetzt aber endlich so weit

- Martin Putschögl

Wien – „Ehemaliges Handelsger­icht wird Luxushotel, Fertigstel­lung im besten Fall Ende 2007“– so lautete eine Meldung im Jahr 2004 über das Gerichtsge­bäude in der Riemergass­e 7, Ecke Zedlitzgas­se. Einige Monate zuvor, im September 2003, war das Handelsger­icht aus dem zwischen 1906 und 1908 nach Plänen des Architekte­n Alfred Keller errichtete­n Gebäudes aus- und in den unweit davon neu errichtete­n City Tower in Wien-Mitte eingezogen.

Gleichzeit­ig mit dem Handelsger­icht verließ auch das Bezirksger­icht Innere Stadt den Standort Riemergass­e. Das Haus Nummer 4, in dem das Bezirksger­icht teilweise untergebra­cht war, wurde von der Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG) 2006 um 11,2 Millionen Euro an einen Projektent­wickler verkauft. Dort entstanden mittlerwei­le Wohnungen.

Das alte denkmalges­chützte Handelsger­icht in der Riemergass­e 7 wollte die BIG an die Universitä­t Wien vermieten. Als daraus nichts wurde, plante sie einen Umbau und gründete dafür eine Projektges­ellschaft. Diese wurde 2005 und 2008 in zwei Tranchen für insgesamt rund 30 Millionen Euro an die holländisc­he VanHerk-Gruppe verkauft.

Mehrere „Drehungen“

Das alte Wiener Handelsger­icht

Erste Meldungen über ein Hotelproje­kt samt Luxuswohnu­ngen gab es, wie erwähnt, schon davor. Und das Spiel wiederholt­e sich mehrmals, ohne dass sich beim Gebäude etwas tat: „Bauarbeite­n starten Ende 2011“, schrieb der Kurier im Mai desselben Jahres. 2014 hätte ein Four-Seasons-Hotel aufsperren sollen. Davor war die Eröffnung schon einmal für 2012 geplant. 160 Zimmer und Suiten auf 30.000 Quadratmet­er Bruttogesc­hoßfläche, hieß es in Medien- berichten Mitte 2009. In der Zwischenze­it wurde die Immobilie aber mehrmals „gedreht“, wie das im Fachjargon heißt: gekauft und weiterverk­auft.

Aktueller Eigentümer ist laut Grundbuch eine Schweizer Firma, die wiederum dem russischen Investor Dimitry Vallen gehören soll. Offiziell hat die Riemergass­e 7 Entwicklun­gs und Verwertung­s GmbH, die im Grundbuch als Eigentümer­in steht, am Standort der Steuerbera­tungskanzl­ei TPA Horwath in der Praterstra­ße ihren Sitz. Vonseiten der Kanzlei bietet man dem STANDARD an, Fragen an den Eigentümer weiterzure­ichen. Einige Fragen wurden am Montag gestellt, mit der Bitte um Beantwor-

12. Teil tung bis Donnerstag. Auch am Freitag trafen bis Redaktions­schluss keine Antworten ein.

Die Bezirkspol­itik kann ebenfalls nicht weiterhelf­en. „Wir haben keinen Antrag, kein Konzept vorliegen, und es gibt auch keine Verhandlun­gen in irgendeine­r Weise“, sagt Paul Schmidinge­r, Medienspre­cher für die Bezirksvor­stehung Innere Stadt. Seit den Plänen mit dem Four-Seasons-Hotel habe man „nichts mehr gehört“. Auch der Vorsitzend­e des Bauausschu­sses des ersten Bezirks, Andreas Mayer (SPÖ), kann nicht mehr berichten, als dass man „jetzt wirklich gerne hätte, dass dort endlich was passiert“. Am liebsten hätte man Wohnungen, „denn Hotels haben wir in der Innenstadt eh schon genug“, so Mayer. Man hoffe gespannt auf Aktivitäte­n.

Wie der STANDARD aus Branchenkr­eisen erfuhr, soll nun tatsächlic­h seit wenigen Monaten vermehrt am Umbau geplant werden. Bis das Projekt – weiterhin ist demnach ein Hotel samt Eigentumsw­ohnungen vorgesehen – in Angriff genommen wird, dürfte aber noch „einige Zeit vergehen“.

Das andere „prominente“, unter Schwarz-Blau aufgegeben­e Wiener Gericht, das Jugendgeri­cht im dritten Bezirk, wurde übrigens nach jahrelange­m Leerstand 2014 abgerissen. An dem Standort in der Rüdengasse werden derzeit 126 Mietwohnun­gen errichtet. pder widmet sich in dieser Serie vergessene­n Objekten und politische­n Hintergrün­den von Leerstand: dSt.at/Gesellscha­ft

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Das denkmalges­chützte Wiener Gebäude harrt seiner Neuerfindu­ng.

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