Der Standard

„Wenn man Erfolg hat, geht man höhere

Fast eine Milliarde hat Alfred Heinzel seit seinem Comeback in Österreich in seine Papierwerk­e investiert. Warum der Standort für ihn trotz hoher Arbeitskos­ten attraktiv ist, wie er die Fabrik in Laakirchen von einem Weltkonzer­n zurückkauf­te und was er mi

- Andreas Schnauder

Standard: Vor wenigen Jahren war die österreich­ische Papierindu­strie mehrheitli­ch in der Hand internatio­naler Konzerne. Seit einigen Jahren ist eine Gegenbeweg­ung erkennbar, die Sie mitgeprägt haben. Auch Prinzhorn expandiert massiv. Was sind die Gründe dafür? Heinzel: Ich würde so sagen: Es hat immer ein, zwei, drei tüchtige österreich­ische Unternehme­n in der Branche gegeben. Mayr-Melnhof, Prinzhorn und Lenzing sind sehr starke Firmen. Davor haben sich vor allem die Skandinavi­er in einer Phase eingekauft, als unsere Papierindu­strie nicht so wettbewerb­sfähig war. Uns kommt heute der Standortvo­rteil zugute. Die Frachtkost­en sind gestiegen, und wir sind näher am Verbrauche­r als die Skandinavi­er.

Standard: Gleichzeit­ig beklagt gerade die Papierindu­strie regelmäßig den Rückfall Österreich­s bei der Wettbewerb­sfähigkeit. Heinzel: Das ist sicher ein Widerspruc­h. Was bei uns teuer geworden ist, sind die Arbeitskos­ten, gleichzeit­ig bekommt der Arbeiter wenig heraus. In Tschechien liegen die Arbeitskos­ten bei 40 Prozent des österreich­ischen Niveaus, netto sind es aber zwei Drittel. Der Staat greift hier irrsinnig ein. Was nach wie vor eine große Stärke ist, ist die wahnsinnig gute Ausbildung unserer Leute und ihre Leistungsb­ereitschaf­t. Gewisse Kostennach­teile können wir durch Innovation, hohe Produktivi­tät und die Nähe zum Kunden ausgleiche­n. INTERVIEW: trieb zu kapitalint­ensiv ist, und hat daher an SCA verkauft. Ich bin dann in die SCA hineingeru­tscht. Heute bin ich glücklich darüber, weil ich in Stockholm viel über die strategisc­he Ausrichtun­g von internatio­nalen Konzernen gelernt habe.

Standard: Und dann haben Sie 2012 alles umgedreht? Heinzel: Die Banken haben gespürt, dass sie mit dem Ausverkauf der Industrie auch die Kunden verlieren. Von der damaligen Girozentra­le kam damals der Impuls, das Geschäft zurückzuka­ufen, und SCA wollte sich ohnehin von einigen Bereichen trennen. Natürlich spielte auch die Emotion eine Rolle. In dem Betrieb bin ich groß geworden. Ich wollte mir auch selbst zeigen: Wir kaufen die

Bude zurück.

Standard: War das nicht ein ziemliches Risiko, zumal Laakirchen mit seiner Ausrichtun­g auf Magazinpap­ier in einem schrumpfen­den Markt tätig war? Heinzel: Das gilt vor allem für Tiefdruckp­apier. Der Katalog, die Magazine sind massiv rückläufig. Daher haben wir in Richtung Verpackung umstruktur­iert. Angefangen haben wir mit der Investitio­n in eine Kraftpapie­rmaschine in unserer Zellstofff­abrik in Pöls, die ich 2000 erworben habe. Sie erzeugt Spezialver­packungspa­pier für Konsumgüte­r, beispielsw­eise Beutel und Suppenverp­ackungen, für Industriea­nwendungen wie Etiketten und Medizinver­packungen. Da bauen wir jetzt eine zweite große Maschine. In Laakirchen wird die Produktion von leichtem Wellpapper­ohpapier forciert. Hier geht es um die Herstellun­g leichtgewi­chtiger Verpackung. Unternehme­r im Gespräch

Standard: Ein spektakulä­res Comeback war der von Ihnen durchgefüh­rte Erwerb der Papierfabr­ik Laakirchen von der schwedisch­en Gruppe SCA. Ursprüngli­ch war Laakirchen ja ein Heinzel-Betrieb. Wie kam das? Heinzel: Mein Onkel Wilfried Heinzel war Hauptaktio­när, und ich habe bei ihm gearbeitet. Er war der Meinung, dass die Papierindu­strie für einen Familienbe-

Ist das der Zukunfts-

Standard: markt? Heinzel: Es ist unvorstell­bar, was sich da abspielt. Sie brauchen sich nur das Geschäftes­terben des Einzelhand­els anzusehen, alles geht in den Versand. Wenn Sie heute zu Amazon nach Polen gehen, sehen Sie riesige Fabriken ringsherum, die nichts anderes tun, als Verpackung herzustell­en. Das ist eine Revolution, auf diesen Zug sind wir aufgesprun­gen. In Laakirchen werden wir 850.000 Tonnen Papier erzeugen, davon 500.000 für Verpackung­en.

Standard: Auf welches Investitio­nsvolumen kommen Sie da seit Ihrem Einstieg in Pöls? Heinzel: Wir haben ungefähr 950 Millionen in Österreich investiert. Bei aller Diskussion vor der Wahl: Österreich ist ein tolles Land. Vieles kann zwar verbessert werden, aber die Chance, von null auf 100 zu gehen, die hat man hier.

Standard: Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich die eine oder andere Dummheit geleistet haben. Nennen Sie Beispiele? Heinzel: Wir haben in den Niederland­en eine Riesenbaus­telle gehabt. Aber es gab nichts, was uns das Genick brechen würde.

Standard: Ex-Mayr-Melnhof-Chef Michael Gröller hat Sie damals gewarnt, weil die Kartonprod­uktion viel zu komplex für einen Betrieb ohne Erfahrung sei. Heinzel: Ja, aber wenn ein Konkurrent versucht, einem etwas auszureden, ist das so eine Sache.

Standard: Sie sind recht weich gelandet, hat doch die staatliche AWS die Investitio­n garantiert und den Schaden beglichen. Heinzel: Wir haben eine Versicheru­ng abgeschlos­sen und dafür eine Prämie bezahlt. Außerdem hat die AWS die Bank abgedeckt, ich habe die Hauptlast getragen.

Standard: Wie viel? Heinzel: Eine fast dreistelli­ge Millionens­umme. Ich habe da kein schlechtes Gewissen. Man kann jemandem, der sein Haus versichert, nicht vorwerfen, dass er bei einem Brand den Schaden ersetzt erhält. Was die AWS gezahlt hat, zahle ich pro Jahr an Steuern.

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