Der Standard

Geheimer Schatz in Unterprems­tätten

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AMS kennt fast jeder, doch was ist mit ams? Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Kleinforma­t des staatliche­n Arbeitsmar­ktservice, sondern um einen Hightech-Betrieb aus Unterprems­tätten. Mit Chips und Sensoren sind die Steirer in den meisten Handys vertreten, u. a. im iPhone. Die weltweite Expansion ist atemberaub­end, zu den vielen Standorten kommt nun ein Werk in Singapur für die Herstellun­g von Mikrooptik­sensoren hinzu. Die neuen iPhones dürften den Steirern einen Megaschub verabreich­en. Die Analysten der Credit Suisse schätzen, dass die Zulieferun­gen von ams an Apple von einem Wert von 115 Millionen Euro im Vorjahr bis 2019 auf 780 Millionen Euro katapultie­rt werden.

+++ All das ist für Profianleg­er kein Geheimnis. Sie setzen bereits seit längerem auf ams und die iPhone-Story, der Aktienkurs ist allein heuer um 170 Prozent gestiegen. Umgerechne­t 5,7 Mil- liarden Euro ist der Konzern mittlerwei­le wert, der aus einer Kooperatio­n von American Micro Systems und der Voest Anfang der 1980er-Jahre entstanden ist. Damit lässt ams heimische Schwergewi­chte wie Telekom Austria, den Anlagenbau­er Andritz, die Vienna Insurance Group oder die Österreich­ische Post hinter sich.

+++ Für Anleger eher egal, für Österreich­s Kapitalmar­kt ein ziemlicher Wermutstro­pfen: Steirerblu­t gibt’s nur in Zürich zu kaufen, so wollte es der Vorstand beim Börsengang im Jahr 2004. Damals war die Notiz in der Schweiz kein großes Thema. Die Wiener Börse merkte aber zusehends, dass ihr Unternehme­n abhandenko­mmen. Das hat sich in der Zwischenze­it kaum verändert. Der österreich­ische Kapitalmar­kt dünnt zusehends aus, zumindest gemessen an der Zahl der in Wien notierten Firmen. Mit Wettanbiet­er Bwin, Conwert (Immobilien), BWT (Wasser) und RHI (Feuerfestm­aterialien) sind schmerzhaf­te Abgänge bereits erfolgt oder befinden sich in Vorbereitu­ng.

+++ An den letzten Börsengang in Österreich erinnern sich viele nur noch dunkel: Der mittlerwei­le chinesisch dominierte Luftfahrtz­ulieferer FACC wagte als letztes Unternehme­n vor drei Jahren den Schritt. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt. Und tatsächlic­h ist die Wiener Börse nach langer Zeit wieder in freudiger Erwartung, sind doch die Pläne der Bawag zur Erstausgab­e von Aktien weit gediehen.

+++ Ausgerechn­et die in Österreich als Heuschreck­en so verschrien­en Fonds Cerberus und Golden Tree, die dem Österreich­ischen Gewerkscha­ftsbund 2006 mit der Bank ein paar alte Sorgen abnahmen, würden dann für ein deutliches Lebenszeic­hen am österreich­ischen Kapitalmar­kt sorgen. as

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