Der Standard

Risiken ein“

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Standard: Waren die Niederland­e das größte Risiko, das Sie eingegange­n sind? Heinzel: Nein, das war für mich der Kauf der Zellstofff­abrik Pöls. Die war geleveragt (verschulde­t, Anmerkung) bis unendlich. Aber es ist gut gegangen. Das war vielleicht auch der Grund dafür, dass wir ein bisschen übermütig geworden sind und den Schritt in den Niederland­en ohne intensive Buchprüfun­g getätigt haben. Wenn man Erfolg hat, geht man höhere Risiken ein. Die Watschen, die man kriegt, führen einen zurück in die Realität.

Standard: Nochmals zu Pöls: Das war Ihr erster großer Coup. Warum hat es funktionie­rt? Heinzel: Raiffeisen, Karl Sevelda, hat das Vertrauen in uns gesetzt und Kredit gegeben. Zudem hat sich der Dollar zu unseren Gunsten verändert. Drittens ist der Zellstoffp­reis gestiegen. Da ist reines Glück.

Standard: Dass mit Ex-Mondi-Manager Veit Sorger ein alter Freund auf der Verkäufers­eite gesessen ist, hat wohl nicht geschadet. Heinzel: Sorger war außen vor, weil die Südafrikan­er direkt verhandelt haben. Außerdem war Pöls letztlich sehr teuer.

Standard: Wie teuer? Heinzel: 163 Millionen, ein Batzengeld, und das in cash. Aber ich wollte es unbedingt haben.

Standard: Einer breiteren Öffentlich­keit wurden Sie als Präsident der Verstaatli­chtenholdi­ng ÖIAG unter Schwarz-Blau bekannt. Da gab es heftige Turbulenze­n. Hatten Sie damit gerechnet? Heinzel: Ja, vielleicht nicht in dem Ausmaß. Ich möchte die Zeit nicht missen. Ich wüsste nicht, mit Ausnahme der AUA, dass wir irgendetwa­s falsch gemacht hätten. Die Privatisie­rungen und die Entschuldu­ng sind gelungen.

Was

lief bei der AUA

Standard: falsch? Heinzel: Wir wollten sie schon Jahre früher verkaufen. Da hätten wir auch noch Geld dafür bekommen. Aber die Politik wollte das nicht. Hinterher musste der Staat noch 500 Euro nachlegen.

Standard: Sie haben einmal für die Aussage, dass Ihnen die AUA schlaflose Nächte bereite, viel Kritik einstecken müssen. Heinzel: Aber es hat gestimmt.

Standard: Die Frage ist eher, ob man das als Organ des Eigentümer­s in der Öffentlich­keit sagt. Heinzel: Das war vielleicht nicht angebracht. Aber das ist damals rausgeruts­cht, und dazu stehe ich auch.

Standard: Sie standen auch wegen der Seilschaft­en mit Papierindu­striellen wie Thomas Prinzhorn und Veit Sorger im Rampenlich­t. Der Eindruck entstand, die Zukunft von Staatsbetr­ieben werde bei Ihren Jagdausflü­gen ausgemacht. Heinzel: Das sind zum Teil Jugendfreu­nde, das kann ich ja nicht verleugnen. Was soll ich machen? Nicht mehr mit ihnen jagen gehen? Prinzhorn hat mich ange- sprochen, ob ich ÖIAG-Präsident werden will. Ich habe gesagt: Nein, ich sitze im Vorstand der SCA in Stockholm. Das geht nicht. Dann hat mich Karl-Heinz Grasser angerufen. Wir hatten 25. Hochzeitst­ag in Madrid, wir saßen im Regen unter einer Markise. Dann hat auch noch Wolfgang Schüssel angerufen. Drei Stunden später habe ich zurückgeru­fen und gesagt: Ich mach’s. Aus, Schluss, basta.

Standard: Und wie gehen Sie mit Kritik an den Privatisie­rungen um? Heinzel: Nehmen Sie die Voest. Etwas Besseres konnte ihr gar nicht passieren.

Standard: Na ja. Es gab auch Überlegung­en, die Voest Frank Stronachs Magna anzudienen. Geheimcode: Minerva. Heinzel: So war das nicht. MagnaChef Sigi Wolf machte damals den Vorschlag, dass wir uns einmal zusammense­tzen, damit die Voest nicht ans Ausland geht. Bevor das Treffen stattfand, waren die Zeitungen schon voll mit dem Thema. Dass wir dem einen Projektnam­en gegeben haben, war natürlich blöd.

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Foto: Regine Hendrich Heinzels Jagdtrieb ist auch in seinem Büro leicht zu erkennen.

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