Suche nach neuem Libor
Der Richtzinssatz Libor steuert nach Aufdeckung von Manipulationen auf sein Ende 2021 zu. Eine Schweizer Gruppe will mit dem Saron den Märkten eine Alternative bieten.
Zürich – Die Schweiz könnte auf der Suche nach einer Alternative für den in Misskredit geratenen Referenzzins Libor, der London Interbank Offered Rate, fündig geworden sein. Eine nationale Arbeitsgruppe werde den noch jungen Saron-Zins voraussichtlich bei ihrem nächsten Treffen am 5. Oktober als neuen Referenzsatz empfehlen, sagte der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Martin Bardenhewer, am Freitag.
Allerdings habe dieses Komitee, das sich mit Referenzzinssätzen beschäftigt, keine formelle Durchsetzungskraft. Man könne dem Markt die Umstellung nicht aufzwingen. Es hänge letztlich von den Marktteilnehmern ab, ob sie den Saron als Alternative wollen.
Dieser „Swiss Average Rate Overnight“bezieht sich auf besicherte Kredite mit Laufzeiten über Nacht bis zu zwölf Monaten und basiert auf Marktpreisen, die über auf eine Plattform gestellt werden. Der Drei-Monats-Libor misst den Zins für unbesicherte dreimonatige Frankenkredite der Banken untereinander. Er wird aus den Angaben einzelner Institute berechnet.
Nötig wird die Umstellung, weil die britische Finanzmarktaufsicht dem wegen Manipulationen in Verruf geratenen Libor bis Ende 2021 ihre Unterstützung entzieht. Damit dürfte der Zins an Bedeutung verlieren. Doch für die Finanzmärkte ist der Libor bisher von enormer Wichtigkeit: Nach Angaben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist er die Basis für Verträge mit einem weltweiten Volumen von 300 Billionen Dollar (252 Billionen Euro).
Die Umstellung auf eine neue Referenzgröße stelle daher eine große Herausforderung dar, warnte SNB-Direktor Dewet Moser. Die Marktteilnehmer müssten sich gut darauf vorbereiten. Die Notenbank selbst wolle sich nicht zu ihren Präferenzen für oder gegen den Saron äußern. „Wir tun unser Bestes, um den Prozess in der Schweiz zu begleiten. Aber wir wollen die Entscheidung nicht beeinflussen“, sagte Moser.
Die Notenbank setzt auch auf den Libor als Referenzzins und die Richtschnur ihrer Geldpolitik. Sie sucht nun auch nach einer Alternative. Die Umstellung habe aber keine Auswirkungen auf die Geldpolitik, sagte Moser. (APA)