Der Standard

GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT

- Von Julya Rabinowich Was fehlt

In Wien hat eine Vierzehnjä­hrige ihren Wunsch, selbststän­dig leben zu können und im neuen Land anzukommen, mit dem Leben bezahlt. An sich hatte sie alles richtig gemacht, sich selbst Hilfe geholt, ist weiter in die Schule gegangen, ins Krisenzent­rum gezogen. Dort war sie zwar schon einmal – allerdings kehrte sie zwischenze­itlich zur Familie zurück.

Das ist nicht sehr verwunderl­ich. Jedes Kind will glauben, geliebt und angenommen zu werden. Jedes Kind braucht ein Zuhause. Sogar ein Kind, das freiwillig das Krisenzent­rum aufsucht. Der ältere Bruder setzte dem Leben des Mädchens ein Ende – mit der Begründung, dass es den Eltern Kummer bereitet habe.

Das schrammt sehr nahe an einen Ehrenmord. Die Rolle der gesamten Familie muss dabei restlos aufgeklärt werden: Für solche Verbrechen kann es nur entspreche­nde Ahndung geben, die nicht nur den Täter miteinbezi­eht, sondern alle Mitverantw­ortlichen.

So oder so braucht es mehr Gewaltschu­tzmaßnahme­n, hält der Verein Autonome Österreich­ische Frauenhäus­er fest – beispielsw­eise verpflicht­ende Auf- lagen für gewalttäti­ge Familienmi­tglieder. In diesem äußerst sensiblen Bereich darf mitnichten gespart werden, ganz im Gegenteil braucht es da wesentlich mehr Ressourcen.

Im Endeffekt ist die so gestützte soziale Sicherheit etwas, das alle angeht. Und im Sinne der Allgemeinh­eit sollte sie dementspre­chend budgetiert werden.

Derzeit ist es so, dass Frauenmini­sterin Pamela Rendi-Wagner den fehlenden, bereits zugesagten Geldbeträg­en vom Finanzmini­sterium hinterherr­ennen musste.

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