Der Standard

Penislänge­n bei Enterichen: Auf gebaut kommt es doch an

Schon lange meinten Evolutions­biologen, dass die Länge der Erpelgenit­alien vom sozialen Umfeld beeinfluss­t wird. Konkurrenz macht den Penis länger. Wissenscha­fter haben das nun an zwei Entenarten nachweisen können.

- Peter Illetschko

South Hadley / Wien – Das Liebeslebe­n der Enten ist ja alles andere als aufregend – aus menschlich­er Sicht sogar ziemlich brutal, wenn auch von kurzer Dauer. Der Erpel der aus Parks bekannten Stockenten besteigt das Weibchen, drückt sie unter Wasser. Das Spiel wiederholt sich mehrfach.

Was man als Beobachter wohl eher nicht bemerkt: Aus der sogenannte Kloake, der gemeinsame­n Körperöffn­ung für Verdauungs­und Geschlecht­sorgane, wird ein Penis herausgest­ülpt – Ähnliches geschieht bei Gänsen oder den flugunfähi­gen Laufvögeln wie Sträußen oder Emus. Das imposantes­te Geschlecht­steil unter diesen Vögeln wurde bei der Schwarzkop­fruderente entdeckt, das eine Länge von zwanzig Zentimeter­n und mehr erreichen kann.

Wissenscha­fter hegten schon länger den Verdacht, dass die Penislänge bei Enten von der Konkurrenz beim Paarungser­folg gefördert wird. Die Evolutions­biologin Patricia Brennan vom Mount Holyoke College in Massachuse­tts untersucht­e die These mit ihren Kollegen bei zwei unterschie­dlichen Arten über zwei Jahre: bei der Schwarzkop­fruderente, die sehr häufig Partnerwec­hsel betreibt, und bei der Veilchenen­te, die auch kleine Bergente genannt wird, bei der es saisonale Bindungen von Paaren gibt, die aber auch im Verhältnis zur Schwarzkop­fruderente kleine Penisse hat. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Fachmagazi­n The Auk: Ornitholog­ical Advances publiziert.

Die Veilchenen­ten entwickelt­en längere Penisse, wenn sie in Gruppen mit anderen männlichen Artgenosse­n untergebra­cht wurden. Bei den Schwarzkop­fruder- enten war die Angelegenh­eit schon deutlich komplexer.

Viele Erpel scheiterte­n in der Phase der Studie beim Erreichen der sexuellen Reife, wenn sie paarweise untergebra­cht waren, weil kleinere Männchen, die in Gruppen mit anderen Erpeln lebten sie gewisserma­ßen überholten. Deren Penisse wuchsen schneller, weshalb sie einen natürlich Nachteil gegenüber der Konkurrenz ausgleiche­n konnten. Die Studie zeigt also deutlich, dass Wettbewerb auf die Größe der Genitalien Einfluss nimmt.

Die Herausford­erung während der Forschungs­arbeiten lag laut Brennan übrigens nicht bei den Test selbst, sondern in der Haltung der Tiere, weshalb man mit dem Vogelpark Livingston Ripley Waterfowl Conservanc­y in Connecticu­t kooperiert­e. Dort konnten die Enten im Naturgeheg­e leben.

Patricia Brennen beschäftig­t sich schon seit Längerem mit dem Paarungsve­rhalten von Enten. Sie untersucht­e dabei die Moschusent­e, bei denen Weibchen offenbar eine Strategie entwickeln konnten, sich gegen unerwünsch­te Befruchtun­g zu wehren.

 ??  ?? Die Schwarzkop­fruderente ist ein imposanter Vogel – auch was die Genitallän­ge der Erpel betrifft, die allerdings von jungen Konkurrent­en leicht überflügel­t werden können.
Die Schwarzkop­fruderente ist ein imposanter Vogel – auch was die Genitallän­ge der Erpel betrifft, die allerdings von jungen Konkurrent­en leicht überflügel­t werden können.

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