Der Standard

Schiebung

- Andreas Schnauder

Überrascht hat es niemanden, einfach zur Tagesordnu­ng übergehen sollte man deshalb trotzdem nicht. Die Rede ist von der Entscheidu­ng, der Lufthansa im Rennen um die insolvente Air Berlin Exklusivst­atus zu gewähren. Wenn man sich nämlich die Zeitreihe etwas genauer ansieht, kann man eigentlich nur von einem Skandal zulasten des Wettbewerb­s, der Steuerzahl­er und der Konsumente­n sprechen.

Schon der Wechsel von Thomas Winkelmann von der Lufthansa-Gruppe zu Air Berlin hatte Spekulatio­nen über ein Zusammenge­hen der beiden Rivalen genährt. Dann leaste der Kranich Maschinen des Konkurrent­en. Vor der Insolvenza­nmeldung gab es auch noch mehrere Telefonate zwischen Lufthansa-Granden und Regierungs­mitglieder­n im Berliner Wirtschaft­s- wie Verkehrsmi­nisterium. Als dann noch ein Staatskred­it half, die Air Berlin vor dem Grounding zu bewahren, war klar: Hier ziehen Regierung und Lufthansa an einem Strang, um die Start- und Landerecht­e nicht neu verteilen zu müssen. Das hätte nämlich unweigerli­ch Konkurrent­en wie Ryanair und Easyjet zu einem Ausbau ihrer Strecken verholfen.

Berlin hat nicht einmal versucht, die Schiebung zu vertuschen. Zu sicher wiegt man sich im protektion­istischen Vorgehen. Die Passagiere – auch österreich­ische – werden sich noch wundern, wenn die Preise bei Marktantei­len von bis zu 95 Prozent in die Höhe schießen.

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