Der Standard

Wohnen im Erdgeschoß wird Thema

Maklerobma­nn kritisiert SPÖ-Vorschläge zum Mietrecht

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Wien – Die steigenden Immobilien­preise beschäftig­en nicht nur Wohnungssu­chende, sondern sind auch großes Wahlkampft­hema, wie der Vorstoß von Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) zum Mietrecht vor wenigen Tagen zeigte.

Der Aufwärtstr­end bei Immobilien­preisen in Wien halte an, berichtete auch sReal-Geschäftsf­ührer Michael Pisecky vor wenigen Tagen bei der Präsentati­on der Ergebnisse einer Wohnumfrag­e, die jährlich von s Real und der Immobilien­plattform Wohnnet durchgefüh­rt wird. Gleichzeit­ig würde aber auch die Verwertung­sdauer steigen, weil immer länger überlegt werde.

Die Wohnumfrag­eergebniss­e im Detail: Als Grund für ihre Wohnungssu­che gaben 27 Prozent der fast 2100 online befragten Wohnungssu­chenden an, dass ihnen ihre derzeitige Immobilie zu klein geworden ist. 15 Prozent wollen den Wohnort wechseln, 18 Prozent ihr Mieterdase­in beenden und daher eine Immobilie kaufen.

Sieben Prozent der Befragten wollen mit der neuen Immobilie ihre Kosten senken, bei drei Prozent ist der Mietvertra­g abgelaufen. Immerhin vier Prozent wollen sich sogar verkleiner­n. Der Trend des Downsizing werde also auch in Österreich langsam zum Thema, schlussfol­gern die Studienaut­oren. Der Wunsch nach Generation­enwohnen oder Wohngemein­schaften würde hierzuland­e ebenfalls wachsen.

62 Prozent der Befragten sind auf der Suche nach Eigentum, 38 Prozent wollen hingegen eine Immobilie zum Mieten: „Wobei bei Mietern oft der Wunsch nach Mietkauf besteht“, betonte Pisecky. Er sieht zudem eine „bemerkensw­erte Entwicklun­g“darin, dass die Suche nach Häusern zum Kauf im Vergleich zum Vorjahr angezogen hat. „Hier gibt es eine spürbare Gegenbeweg­ung zum Wohnen in den Ballungsrä­umen“, glaubt er. Auch bei jenen, die Immobilien zur Miete suchen, seien Häuser mit acht Prozent „durchaus aus dem Nischendas­ein gekommen“. Der Hauptgrund für die Suche nach Immobilien zur Miete sind laut Umfrageerg­ebnissen mangelnde finanziell­e Möglichkei­ten. 52 Prozent der Befragten, die kaufen wollen, möchten in Zukunft nicht mehr übersiedel­n, 22 Prozent sehen die Immobilie als Altersvors­orge.

Egal ob Miete oder Kauf: Besonders wichtig für Immobilien­suchende sind mit 50 Prozent Freifläche­n wie Garten, Terrasse oder Balkon. Ebenfalls wichtig ist den Wohnungssu­chenden eine gute Raumauftei­lung. Abgefragt wurde heuer erstmals, ob die Befragten auch bereit wären, in einem leerstehen­den Geschäftsl­okal im Erdgeschoß zu wohnen, wenn das günstiger wäre. Immerhin 40 Prozent der Befragten stehen dem positiv gegenüber – besonders Ausländer und junge Menschen seien diesbezügl­ich offen. Pisecky rät Immobilien­eigentümer­n daher, sich angesichts leerstehen­der Erdgeschoß­lokale auch mit dieser Möglichkei­t auseinande­rzusetzen.

Immer interessan­ter wird für Wohnungssu­chende die Vorabbesic­htigung mittels Virtual-Reality-Technologi­e: 82 Prozent der Befragten betrachten die virtuellen Rundgänge durch die Wohnung mittlerwei­le als hilfreich.

Kritik an SPÖ-Mietrecht

Den kürzlich von der SPÖ erneut aufs Tapet gebrachten Entwurf zum Universalm­ietrecht sieht Pisecky, seines Zeichens auch Fachgruppe­nobmann der Wiener Immobilien- und Vermögenst­reuhänder, wenig überrasche­nd kritisch: Das Universalm­ietrecht der SPÖ, das eine Mietendeck­elung nach 20 Jahren vorsieht, sei eine „Bedrohung des privaten Wohnbaus“, so Pisecky. „Wer baut dann überhaupt noch neue Wohnungen?“Günstige Wohnungen gebe es bereits im Bestand. Wichtig sei aber, dass jene diese Wohnungen bekommen, die sie brauchen. Beim von der SPÖ wiederholt geforderte­n Aus für die Maklergebü­hren für Mieter verwies Pisecky auf das in Deutschlan­d 2015 eingeführt­e Bestellerp­rinzip. Es besagt, dass den Makler der bezahlt, der ihn beauftragt. Dadurch seien viele günstige Wohnungen vom Markt verschwund­en, argumentie­rt der Maklerobma­nn: „Die gefragten Wohnungen werden nun intranspar­ent an jene mit guten Verbindung­en vergeben.“Wer den lokalen Immobilien­markt nicht kenne, sei so im Nachteil. (zof)

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