Der Standard

Wohnen für Studierend­e und Investoren

Studentenh­eime sind nicht nur bei Studienanf­ängern, sondern auch bei Investoren gefragt, die sich von den vollausges­tatteten Kleinwohnu­ngen saftige Renditen erwarten. In Wien sind zahlreiche neue Projekte am Start. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

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Wien – Hochpreisi­ge Studentenh­eime liegen im Trend: An der Dresdner Straße im 20. Bezirk eröffnet in wenigen Tagen das Studentenh­eim The Fizz mit 633 kleinen Wohneinhei­ten. Neu am Markt ist auch das Wohnheim Donau Homes an der Kaisermühl­enstraße im 22. Bezirk mit 165 Wohneinhei­ten.

Und weitere Projekte scharren in den Startlöche­rn: Der dritte Turm des Triiiple-Ensembles in Wien-Erdberg wird zum Studentenh­eim, wie vor kurzem bekannt wurde. Die Corestate Capital Holding übernimmt den Turm im Rahmen eines Forward Purchase. Nach Fertigstel­lung werden die 670 Mikroapart­ments für Studierend­e und Young Profession­als sowie Büro- und Gewerbeflä­chen in der Sockelzone ins Portfolio eines von Corestate gemanagten Individual­fonds wandern. Und in der Nähe des Hauptbahnh­ofs fand erst vergangene­n Donnerstag der Spatenstic­h für sogenannte „Smartments“der deutschen GBI statt, die hier 165 Studentenh­eimzimmer baut.

Auch bei The Student Hotel, einem niederländ­ischen Mischkonze­pt aus Studentenw­ohnheim, Hotel, Serviced Apartments und Coworking-Spaces, wurden vor kurzem Pläne, einen ersten Standort in der Bundeshaup­tstadt (siehe Kurz- zu eröffnen, bestätigt meldungen links).

All diese Entwicklun­gen sind für Studierend­e spannend – zumindest für jene, die sich diese Zimmer leisten können. Denn die Preise für die vollausges­tatteten Mikroapart­ments, die – etwa beim Projekt der Internatio­nal Campus AG an der Dresdner Straße – zwischen 17 und 30 Quadratmet­er groß sind, sind beachtlich. Sie starten in der Regel bei über 500 Euro monatlich. Zu diesem Preis würde man eine kleine Wohnung am freien Markt inklusive Nebenkoste­n nicht finden, argumentie­ren Studentenh­eimbetreib­er.

Schon gar nicht kurzfristi­g: Eine wichtige Zielgruppe für die neuen Studentenh­eime sind ausländisc­he Studierend­e, die den Wohnungsma­rkt nicht kennen und sich nicht langfristi­g an eine Wohnung binden wollen.

Auch Investoren freuen sich über die Studentenh­eime. Denn diese verspreche­n derzeit noch eine Rendite von knapp über vier Prozent, wie Franz Pöltl, Investment­experte bei EHL Immobilien, berichtet. Tendenz sinkend. Investoren würden aus der ganzen Welt kommen – etwa aus den USA und Großbritan­nien, wo es die Assetklass­e Studentenh­eim schon lange gibt, aber auch aus Deutschlan­d und Österreich.

Doch auch wenn das studentisc­he Leben so zum Thema auf den großen Immobilien­messen wird – es gibt auch kritische Stimmen.

André Zücker verantwort­et beim deutschen Asset- und Investment­manager KGAL den Bereich Real Estate. Man beobachte den „Hype“um Studentenh­eime zwar, halte diesen aber auch für „überholt“, berichtet er im Gespräch mit dem Standard. Denn es gebe nur wenige Städte, in denen die Studentenz­ahlen in den nächsten Jahren tatsächlic­h so stark wachsen werden.

„Und wir sind der Meinung, dass diese Projekte von der Lage her oft nicht dort sind, wo sie sein sollten, das gilt sowohl für Deutschlan­d als auch für Österreich“, so Zücker.

Lange Anfahrtswe­ge

Ein Studentenh­eim müsse nämlich in der Nähe der Universitä­t sein. Bei vielen Projekten müssten die Bewohner aber 30 Minuten Fahrt zur Uni oder mehr auf sich nehmen. „Ich denke, dass für einen langfristi­gen Endinvesto­r gut die Hälfte der aktuellen Projekte nicht aufgehen wird“, so Zücker.

Im Idealfall muss ein funktionie­rendes Studentenh­eim aus diesem „High-End-Segment“eine sehr gute öffentlich­e Verkehrsan­bindung, Grünzonen im Nahbereich sowie eine Nähe zu Freizeitun­d Ausgehmögl­ichkeiten bieten, erklärt Investment­experte Pöltl. „Je mehr Kompromiss­e man da macht, umso schwierige­r wird es.“

Wie man die Studentenh­eimprojekt­e dann nachnutzen könnte, wenn der Run der Studierend­en vorbei ist, sei für Investoren ein Thema, sagt Pöltl. Manche Projekte würden auch nicht nur Studierend­e aufnehmen, sondern auch sogenannte Young Profession­als – also Berufseins­teiger – und auch Lehrlinge. Sie alle sollen, wenn es nach den Studentenh­eimbetreib­ern geht, hier schon erste Netzwerke für ihren späteren berufliche­n Erfolg knüpfen.

Klar ist: Doppelzimm­er und Küche auf dem Gang sind passé. Bei den nun entstehend­en Wohnformen handle es sich ausschließ­lich um High-End-Produkte, so Investment­experte Pöltl: „So wie man früher als Student in der günstigen Altbauwohn­ung als WG gewohnt hat, das gibt es heute de facto nicht mehr.“(zof)

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Neue Studentenh­eime setzen großteils auf vollausges­tattete Kleinwohnu­ngen. Doppelzimm­er und Küche auf dem Gang sind passé.
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