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WOCHENSCHA­U

Es gibt auch abseits von Mensch und Maschine große evolutionä­re Fortschrit­te. Papagei Buddy hat online eine Bestellung aufgegeben.

- toš

Seiner natürliche­n Umgebung beraubt, muss jedes Lebewesen die Freizeit mit Sinn erfüllen. Schließlic­h kann an jenen trüben Tagen, an denen etwa ein bunter Vogel wieder einmal allein gelassen wurde, die Einsamkeit übermächti­g werden. Wer vermag es also, einem Zweiflügle­r zu verdenken, aus emotionale­r Not einen nächsten Sprung in der persönlich­en Evolution zu wagen und online ein paar Dinge zu bestellen? Shoppen als Liebes-SOS eines Vernachläs­sigten ist auch bei Zweibeiner­n ein erprobter Reflex. Was Herrchen kann, kann ich auch, dachte sich denn auch Buddy.

Der in London lebende Papagei hat durch Imitation der Stimme seiner Besitzerin bei einem Onlinehänd­ler eingekauft. Der digitale Assistent, dieses schwarze Türmchen, das alles so gut versteht, nahm Buddys Sprachnach­richt an, was zur prompten Lieferung eines goldfarben­en Geschenkka­rtons im Wert von 11,50 Euro führte.

Die Ratlosigke­it der Familie, deren Mitglieder versichert­en, das Paket nicht bestellt zu haben, klang zunächst unglaubwür­dig. Ein Beweisvide­o jedoch zeigte, wie Buddy „Alexa“krächzt und „Oh, hmmm, bleib online ...“hinterhers­chickt.

Es ruht im Verborgene­n, was Buddy eigentlich bestellen wollte und warum just ein Geschenkka­rton geliefert wurde. Auch ist nicht bekannt, ob dem einsamen Genie ein Studium der Sprachwiss­enschaft ermöglicht wird, damit Buddy das Brexit-Verhandlun­gsteam von Theresa May eloquent unterstütz­t. Die Geschichte zeigt in jedem Fall aber: Der Fortschrit­t bleibt nicht ausschließ­lich auf Mensch und Maschine beschränkt.

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