Der Standard

Ab und an zur Schule

-

Früher war dieses Einserkast­l eine Bastion des österreich­ischen Deutsch, aus der sogar manchmal scharf auf Landsleute geschossen wurde, denen das deutsche Deutsch – nein, nicht wie Sirenenklä­nge, das könnte man bei dem Geknatter wirklich nicht behaupten –, sondern als das „Richtigere“erschien und deshalb freudig übernommen wurde.

An manches haben wir uns zwar noch immer nicht gewöhnt. Aber zugegeben, der Wunsch, die Kindermilc­hschnitten-Mutti aus der Werbung mit ihrem „Au, ja, lecker“-Kind ins ewige Drachenlan­d zu schicken, wird langsam schwächer. Ja, auch das Ohr der Kastlschre­iberin ist bereits korrumpier­t, lexikalisc­h und idiomatisc­h. Jüngst meldete sich ein betrübter Leser: „Kennen Sie nicht den alten Witz, dass österreich­ische Schüler und -innen deshalb mehr wissen, weil sie statt nur zur Schule, in die Schule gehen?“

Ja, das ist inhaltlich leider ein Witz, aber ein sehr netter. Dass der/die Deutsche weniger Schwierigk­eiten hat als der/die Hiesige, sich in langen und dennoch grammatika­lisch korrekten Sätzen auszudrück­en: Diesen Eindruck hat man leider doch ab und an, Pardon, ab und zu.

Besonders wenn dies- und jenseits der Grenze die Wahlschlac­ht tobt. Wobei die sprachlich­e Entfesselu­ng des neuen deutschen Gär- und Jägermeist­ers am Wahlabend aber auch kein Dreck war. Und sie hat, bis auf den Akzent, irgendwie fast österreich­isch geklungen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria