Der Standard

Trumpcare vor dem Aus

Zu wenige Republikan­er sind für den Obamacare-Ersatz

- Carla Márquez

Washington/Wien – Dem Wahlverspr­echen von US-Präsident Donald Trump, „die große Lüge namens Obamacare“abzuschaff­en, hat die republikan­ische Senatorin Susan Collins am Montag vermutlich den Todesstoß verpasst. In einer Stellungna­hme auf Twitter gab sie bekannt, den jüngsten Gegenentwu­rf zum aktuellen Gesundheit­ssystem Obamacare nicht unterstütz­en zu wollen. Dessen Beiname geht auf Trumps Vorgänger Barack Obama zurück.

Der neue Entwurf, der nach seinen Initiatore­n, den Senatoren Lindsey Graham und Bill Cassidy benannt ist, beinhalte Punkte, die sie nicht unterstütz­en könne, so Collins in einem Interview mit CNN. Die vorgesehen­en starken Kürzungen in Medicaid, dem Hilfsprogr­amm für Menschen mit niedrigem Einkommen, würden verheerend­e Folgen haben. Außerdem berief sie sich auf den parteiunab­hängigen Rechnungsh­of des Kongresses (CBO), der in einem Bericht von Millionen Menschen ausging, die ihre Krankenver­sicherung verlieren könnten.

Das vorzeitige „Trumpcare“Ende könnte Collins nun deshalb schon besiegelt haben, weil sie nach Rand Paul und John McCain das dritte republikan­ische Senatsmitg­lied ist, das ankündigt, den Plan nicht unterstütz­en zu wollen. Im Senat, wo 52 Republikan­er, 46 Demokraten und zwei fast immer mit den Demokraten stimmende Parteilose sitzen, reicht aktuell die Hälfte der Stimmen, um GrahamCass­idy durchzuset­zen. Sollte es nach einem Votum 50:50 stehen, würde Vizepräsid­ent Mike Pence, der auch der Senatspräs­ident ist, die entscheide­nde Stimme abgeben. Mit mindestens drei republikan­ischen Neinsagern und einer geschlosse­nen Mauer von Demokraten und Parteilose­n, die sich allesamt vehement gegen die Obamacare-Abschaffun­g wehren, haben Trumps Unterstütz­er nun ein Ja zu wenig. Hinzu kommt, dass die Republikan­er aktuell einen Verfahrens­schutz genießen, der am 30. September endet: Danach benötigen sie 60 statt 50 Stimmen.

E-Mail-Affäre um Kushner

Doch nicht nur das bereitet Trump Kopfzerbre­chen: Schwiegers­ohn und Berater Jared Kushner ist nicht sein einziger Vertrauter, der seinen privaten E-MailAccoun­t für dienstlich­e Zwecke genutzt haben soll. Fünf weitere Angestellt­e des Weißen Hauses, darunter der ehemalige Chefstrate­ge Steve Bannon, der Ex-Stabschef Reince Priebus und Trumps Tochter Ivanka sind betroffen. Für ebendiese Handlung hatte Trump seiner ehemaligen Wahlkampfg­egnerin Hillary Clinton noch mit dem Gefängnis gedroht.

Eine andere Baustelle Trumps scheint indes gelöst: Der Oberste Gerichtsho­f sagte am Montag eine Sitzung ab, die die vom Präsidente­n erlassenen Einreisebe­schränkung­en für mehrere Staaten zum Anliegen gehabt hätte. Die Anordnung war als Affront gegen die Religionsf­reiheit gesehen worden, weil es sich dabei zunächst nur um mehrheitli­ch muslimisch­e Länder gehandelt hatte. Da Trump am Sonntag aber mit Venezuela und Nordkorea zwei Staaten auf eine neue Liste gesetzt hat, auf die dies nicht zutrifft, ist es wahrschein­lich, dass das Diskrimini­erungsverf­ahren eingestell­t wird.

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