Grüne: OECD soll Schulen testen
Eine OECD-Länderüberprüfung des österreichischen Bildungssystems soll Bewegung in die Bildungsdebatte bringen. Noch vor der Nationalratswahl wollen die Grünen einen entsprechenden Entschließungsantrag im Parlament einbringen.
Wien – Die Grünen fordern eine Überprüfung der Schulen durch die OECD. „Das österreichische Bildungssystem soll sich dem Elchtest stellen“, sagte GrünenBildungssprecher Harald Walser bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Konkret sollen die internationalen Bildungsexperten das österreichische Schulsystem der Zehn- bis 15-Jährigen inklusive der polytechnischen Lehrgänge unter die Lupe nehmen.
Noch vor der Nationalratswahl werden die Grünen einen entsprechenden Entschließungsantrag im Parlament einbringen. Dieser ist allerdings unverbindlich und nur ein Appell an die Bundesregierung.
Walser erwartet sich, dass durch den Blick von außen die Pattsituation in der Bildungspolitik aufgelöst wird. Nur so würden sich SPÖ und ÖVP bewegen. Es gebe dringenden Handlungsbedarf, ideologisch verfestigte Standpunkte beherrschten aber die Diskussion. „Damit muss Schluss sein“, sagte Walser. Über die Ziele gebe es ja grundlegende Einigkeit: Ein leistungsfähiges System, das die Schwachen fördert und die Stärkeren fordert. Darüber hinaus soll Chancengleichheit bei den Bildungskarrieren gegeben sein. Aber ohne Impuls von außen werde sich nichts bewegen.
Auf den Empfehlungen der OECD aufbauend soll ein konkreter Umsetzungsplan ausgearbeitet werden, sagt Walser. „Und wenn Gymnasien tatsächlich ein Erfolgsmodell sind, dann können wir uns der Prüfung stellen.“Die Grünen würden die Empfehlungen jedenfalls umsetzen, auch wenn eine gemeinsame Schule für alle bis 14 Jahren nicht darunter ist.
Stärken und Schwächen
Die Prüfung durch die OECD wäre eine „rationale Entkrampfung“, ist Walser überzeugt. Durch den nationalen Bildungsbericht, die Bildungsstandard-Überprüfungen oder internationale Vergleichsstudien wie Pisa habe man bereits viele Informationen über Stärken und Schwächen des österreichischen Bildungssystems. Mit der Länderüberprüfung durch die OECD würde man noch einen Schritt weiter gehen, ist Walser überzeugt.
Dass es eine Stimme von außerhalb bräuchte, konstatierte auch der Bildungswissenschafter Karl Heinz Gruber. Experten hätten nämlich bereits bei einer einschlägigen Studie in sechs Ländern festgestellt, dass hierzulande die bildungspolitische Stimmung besonders polarisiert und feindselig sei.
Wenig umgesetzt
Bereits 2009 hat das Bildungsministerium die OECD mit einer Länderprüfung beauftragt – damals hinsichtlich Migration und Bildung. Die Umsetzung der Empfehlungen hat aber nur in geringem Ausmaß stattgefunden. (ost)