Geldspritze für Thyssenkrupp
Thyssenkrupp hat sich eine Geldspritze von 1,4 Milliarden Euro geholt. Nach der Fusion mit Tata will der Stahlriese rund 4000 Jobs streichen, die Gewerkschaft protestiert.
Essen/Mumbai – Nach der Grundsatzeinigung über eine Stahlfusion mit dem indischen Unternehmen Tata hat sich der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp 1,4 Milliarden Euro vom Kapitalmarkt geholt. Auch die Karten der Anteilseigner sind neu gemischt.
Laut Marktkreisen konnte der schwedische Großaktionär Cevian seinen Anteil auf fast 20 Prozent aufstocken. Cevian-Insider hätten zuvor Unterstützung für den von Konzernchef Heinrich Hiesinger geplanten Kurs signalisiert, wo- nach Thyssenkrupp die Stahlsparte abspalten und sich mehr auf das Industriegütergeschäft konzentrieren will. Nach der heftigen Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft an der geplanten Fusion kann der Konzernchef damit bei der voraussichtlich im Jänner bevorstehenden Abstimmung im Aufsichtsrat auf Rückhalt bei den Anteilseignern hoffen. Auch die Krupp-Stiftung hatte bereits Zustimmung in Aussicht gestellt.
Thyssenkrupp und Tata Steel wollen die europäischen Stahlgeschäfte zusammenlegen. Am Gemeinschaftsunternehmen, das seinen Sitz in den Niederlanden haben soll, wollen beide Partner 50 Prozent halten. Bis Anfang 2018 soll der Deal perfekt sein.
Thyssenkrupp erwartet sich daraus jährliche Einsparungen von 400 bis 600 Mio. Euro. Rund 4000 Jobs sollen gestrichen werden, die Hälfte davon in Deutschland. Mit einer Mahnwache vor dem KruppStammhaus in Essen setzten die Beschäftigten am Dienstag ihre Proteste fort. Die Krupp-Stiftung (hielt bisher rund 23 Prozent) ist bei der Kapitalerhöhung um zehn Prozent nicht mitgezogen und wurde so auf rund 21 Prozent verwässert, teilte die Stiftung mit.
Vor dem Hintergrund einer zuletzt „beängstigend niedrigen“Eigenkapitalquote des Konzerns sei eine Kapitalerhöhung dringend notwendig gewesen, meint Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auch Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment begrüßte die Geldspritze als Beitrag, um den Konzern auch bei konjunkturellem Gegenwind wetterfester zu machen. Thyssenkrupp will mit dem Schritt mehr Spielraum für Wachstum im Industriegütergeschäft schaffen. (APA, dpa)