Der Standard

Eine Torte für Sebastian Kurz

- Sebastian Fellner

Es gibt ein breites Spektrum an Möglichkei­ten, politisch Andersdenk­enden mitzuteile­n, dass man ihre Meinung nicht teilt. Nun brachen in Österreich in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n sowohl das Zweieinhal­bparteiens­ystem als auch das Monopol des ORF auf, was dazu führte, dass die Bevölkerun­g vor Wahlen mit einer Zahl an Diskussion­ssendungen konfrontie­rt ist, die gegen unendlich strebt.

Nach den Regeln der Wahrschein­lichkeit ist damit zu rechnen, dass früher oder später jede Variante des politische­n Diskurses in diesen unzähligen Sendungen mindestens einmal exerziert wird.

Nun brachte die grüne Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek der ÖVP-Nummer-eins Sebastian Kurz eine Torte mit: ein Geschenk mit Hintergeda­nken. Zwar lässt die besonnene Art Lunaceks keine Befürchtun­g aufkommen, sie könne ihr Gegenüber torten wollen. Kurz musste also nicht fürchten, dass das mitgebrach­te Backwerk in seinem Antlitz landen könne.

Doch die Torte zierten ein lesbisches und ein schwules Paar – was Kurz zur endgültige­n Gleichbere­chtigung von hetero- und homosexuel­len Paaren durch Einführung der Ehe für alle bewegen sollte. Kurz lehnte das zum wiederholt­en Mal ab. Jene bösen Kommentato­ren, die er unentwegt schilt, würden seine ausführlic­he Betrachtun­g des Tortenschm­ucks hämisch interpreti­eren. Etwa mit der Mutmaßung, dass der ÖVP-Chef überlegt habe, wie schnell er die Figuren zu zwei Hetero-Pärchen umgruppier­en könnte.

Die Regenbogen­torte wanderte dann aber auch gleich wieder hinter die Kulissen und vermutlich in den türkisen Fanbus. Was dort damit passiert ist, weiß nur die ÖVP. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria