Der Standard

Prinzessin

- Michael Völker

Es hätte tausend gute Gründe gegeben, Österreich endlich jene Inserate zu streichen, mit denen die Republik und die SPÖ dieses Krawallbla­tt seit Jahr und Tag auf Kosten der Allgemeinh­eit mit Steuergeld­ern durchfütte­rn. Die aktuelle Berichters­tattung über Kanzler Christian Kern ist kein solcher Grund. Die Hetze gegen Ausländer und Flüchtling­e, die erfundenen Interviews, all das hätte längst zu einer Ächtung des Gratisblat­tes führen müssen. Aber die Politik glaubte, sich mit finanziell­en Zuwendunge­n die Gunst des Boulevards (nicht nur von Österreich) erkaufen zu können. Ein Irrglaube.

Wie andere Medien auch hat Österreich ein internes Papier aus dem engsten Kreis der SPÖ veröffentl­icht, in dem ein wenig schmeichel­haftes Bild von deren Parteivors­itzendem gezeichnet wird: Eitel sei der Kanzler und eine Prinzessin. Er verfüge über ein Glaskinn. Genau dieses stellt Kern nun anschaulic­h unter Beweis, indem er Österreich­Herausgebe­r Wolfgang Fellner, auf dessen Schoß er kürzlich – in übertragen­em Sinn – noch gesessen ist, die Gunst entzieht. Keine Interviews mehr und keine Inserate.

Die Wellen, die Kern damit schlägt, schaden vor allem ihm selbst: Sein Krieg gegen Österreich verleiht der Geschichte erst jene Bedeutung, die er herunterzu­spielen versucht hat. Jetzt bleibt die „Prinzessin“so richtig picken. Und wer es noch nicht wusste, ahnt es bereits: „Freundscha­ft“ist eine Drohung, die SPÖ eine Schlangeng­rube.

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