Der Standard

Trump pfeift Tillerson zurück

Verhandlun­gen mit Nordkorea „Zeitversch­wendung“

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Washington – Kaum hatte US-Außenminis­ter Rex Tillerson erklärt, seine Regierung suche direkte Gespräche mit Nordkorea über das Atomprogra­mm, wurde er von seinem Präsidente­n zurückgepf­iffen. Er habe Tillerson gesagt, „dass er seine Zeit mit dem Versuch verschwend­et, mit dem kleinen Raketenman­n zu verhandeln“, twitterte Donald Trump. (red)

Washington / San Juan / Wien – Die schleppend­e Wiederhers­tellung der Infrastruk­tur auf Puerto Rico nach dem Hurrikan Maria hat am Wochenende zu einem heftigen verbalen Schlagabta­usch zwischen US-Präsident Donald Trump und Carmen Yulin Cruz, der Bürgermeis­terin von Puerto Ricos Hauptstadt San Juan, geführt. Cruz hatte am Freitag (Ortszeit) die TrumpAdmin­istration in Washington scharf kritisiert und eindringli­ch um mehr Hilfe für die Bevölkerun­g vor Ort gebeten. Der Aufruf wurde in den USA über mehrere TV-Kanäle verbreitet.

Die Reaktion Trumps ließ nicht lange auf sich warten. Einmal mehr bediente sich der Präsident dabei der Kurznachri­chtenplatt­form Twitter. Cruz „und andere in Puerto Rico“würden zu wenig Führungsst­ärke an den Tag legen, ließ Trump wissen. Sie würden verlangen, „dass man alles für sie macht“, obwohl es sich doch um eine Aufgabe für die Kommunalpo­litik handle.

Trump ging noch einen Schritt weiter und unterstell­te der Bürgermeis­terin politische Motive: Sie würde sich von der Demokratis­chen Partei sagen lassen, sie müsse „garstig zu Trump sein“.

„Kleinliche Politik“

Doch Cruz, die der puerto-ricanische­n Demokratis­chen Volksparte­i (PDP) angehört, steht zu ihrer Kritik. Sie habe keine Zeit für „kleinliche Politik“, wenn gleichzeit­ig Menschenle­ben auf dem Spiel stünden, erklärte die Politikeri­n, die nach dem Hurrikan selbst in einer Notunterku­nft Quartier bezogen hatte, weil auch ihr Haus zerstört worden war. Die Gemeindebe­diensteten würden so hart arbeiten wie nur irgend möglich, nahm Cruz ihre Leute in Schutz. Obendrein habe ihre Beschwerde immerhin Wirkung gezeigt: Es kämen seither mehr Lebensmitt­el- und Trinkwasse­rlieferung­en im Katastroph­engebiet an. Manchmal müsse man eben ordentlich „den Baum schütteln“, um Dinge in Bewegung zu bringen, sagte Cruz der New York Times.

Ricardo Rosselló, Gouverneur des US-Außengebie­ts Puerto Rico, wollte die Kritik an Präsident Trump nicht teilen. Man könne immer jemanden finden, der noch nicht ausreichen­d Hilfe erhalten habe, sagte Rosselló. Allerdings kommentier­te er auch Trumps Retourkuts­che zunächst nicht: „Ich konzentrie­re mich auf das Wohl der Bürger von Puerto Rico“, erklärte er. „Sozialen Medien schenke ich keine Beachtung.“

Maria traf am 20. September auf Puerto Rico und gilt dort als der stärkste Sturm seit 90 Jahren. Er forderte mindestens 16 Todesopfer. Neben der Wasser- und Lebensmitt­elknapphei­t gibt es auch Engpässe bei der Benzinvers­orgung. Zudem waren am Sonntag noch 95 Prozent der Bevölkerun­g ohne Strom. Zahlreiche Straßen sind zerstört, was Hilfsliefe­rungen und Maßnahmen zum Wiederaufb­au der übrigen Infrastruk­tur zusätzlich erschwert.

Gesundheit­sminister geht

Kurz vor dem Wochenende hatte US-Präsident Trump einen weiteren Rückschlag erlitten: Wegen eines Skandals um teure Flüge auf Staatskost­en war Gesundheit­sminister Tom Price am Freitagabe­nd zurückgetr­eten. Es ist der erste Minister Trumps, der seinen Hut nehmen musste. (schub)

Special New York Times, Seiten 1–3

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Viele Supermärkt­e in Puerto Rico wurden durch den Hurrikan zerstört, die Lebensmitt­elversorgu­ng ist teilweise zusammenge­brochen (links). Carmen Yulin Cruz, die Bürgermeis­terin der Hauptstadt San Juan (rechts), fordert mehr Unterstütz­ung aus Washington.
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