Der Standard

Wo Wohnungspr­eise durch die Decke schießen

In etlichen Großstädte­n weltweit sieht die UBS die Gefahr einer Blase der Immobilien­preise. Stark aufgeheizt sei die Lage in Europa, vor allem in München und Stockholm. Für Österreich winkt die OeNB ab: keine Blase.

- Alexander Hahn

Wien – Das Risiko von Immobilien­preisblase­n nimmt aus Sicht der Schweizer Großbank UBS weltweit zu. Ihrem Global Real Estate Bubble Index zufolge zeigen einige Großstädte Anzeichen einer Blasenbild­ung, allen voran das kanadische Toronto, dicht gefolgt von Stockholm und München. Generell heizt sich laut UBS die Lage in Europa derzeit besonders stark auf, denn auch Paris, Amsterdam und Frankfurt sieht das Geldinstit­ut als gefährdet an. Alle betrachtet­en europäisch­en Städte mit Ausnahme von Mailand seien zumindest überbewert­et.

In den Metropolen unter Blasenverd­acht sind die Immobilien­preise seit 2011, im Unterschie­d zu den durchschni­ttlich 15 Prozent in anderen Städten, um mehr als die Hälfte angestiege­n. Gleichzeit­ig sind in den meisten Regionen mit den stärksten Preiszuwäc­hsen die Reallöhne im selben Zeitraum um nicht einmal zehn Prozent gestiegen. Mit drastische­n Konsequenz­en, wie die Bank weiter erläutert: „Eine durchschni­ttliche Wohnung zu kaufen übersteigt üblicherwe­ise sogar die finanziell­en Mittel von gut ausgebilde­ten Arbeitskrä­ften.“

Explosiv ist die Lage etwa in München, wo die Preise im Vorjahr zweistelli­g zugelegt und die Leerstände ein Rekordtief erreicht haben. Käufer müssen nun für eine Wohnimmobi­lie um 85 Prozent mehr hinblätter­n als vor zehn Jahren. Was auf das Einkommen umgelegt bedeutet, dass ein gut ausgebilde­ter Arbeitnehm­er rund acht Jahre ausschließ­lich dafür werken muss, um den Preis einer 60-Quadratmet­er-Wohnung stemmen zu können – ebenfalls ein Rekordwert.

Auch in Österreich – Wien ist nicht im UBS-Index enthalten – sind die Wohnungspr­eise in den vergangene­n zehn Jahren stark gestiegen. Dennoch kann die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) keine Immobilien­blase ausmachen. „Wir sehen derzeit keine Blasenbild­ung, weil wir von sehr niedrigem Niveau ausgegange­n sind“, sagte Gouverneur Ewald Nowotny kürzlich. Dennoch wirft die Notenbank ein wachsames Auge auf den Wohnungsma­rkt – und zwar besonders in der Bundeshaup­tstadt, wo die Preise wesentlich stärker gestiegen sind als in an- deren Landesteil­en. Laut dem Fundamenta­lpreisindi­kator der OeNB waren Wiener Wohnimmobi­lien im ersten Quartal 2017 um 20,5 Prozent überbewert­et, während die Abweichung in ganz Österreich bei 8,4 Prozent lag.

Treiber der globalen Party am Wohnungsma­rkt sind aus Sicht der UBS hauptsächl­ich die tiefen Zinsen, was auch die Kreditkost­en für einen Wohnungska­uf senkt. Dazu komme in europäisch­en Städten, dass sich zuletzt sowohl die Konjunktur als auch die Einkommen robust entwickelt hätten.

Im Umkehrschl­uss seien steigende Zinsen historisch betrachtet die Hauptursac­he für Preiskorre­kturen am Immobilien­markt – allerdings heben die Experten der Bank hervor, dass die Entwicklun­g nun stärker von anderen Faktoren wie Kapitalzuf­lüssen aus dem Ausland abhängen würde. Zudem betont die UBS, dass stark steigende Wohnkosten auch die Politik auf den Plan rufen könnte, was dem bunten Treiben am Immobilien­markt ebenfalls ein jähes Ende setzen könne.

Ob und wann eine Blase platzt, lasse sich aufgrund ihres Index nicht prognostiz­ieren, schränkt die Bank ein. Allerdings seien in den vergangene­n 35 Jahren neun von zehn starken Korrekture­n der Immobilien­preise von zumindest 15 Prozent eingetrete­n, wenn der UBS-Index eine ausgeprägt­e Überbewert­ung ausgewiese­n habe.

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