Der Standard

Von „Toni Erdmann“bis zum proletaris­chen Kino

15 Neuzugänge für die Standard- DVD-Edition „Der österreich­ische Film“

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Wien – Freitagabe­nd wurden im Wiener Metro-Kino die Neuzugänge zur STANDARD- DVD-Edition „Der österreich­ische Film“, vertrieben von Hoanzl, präsentier­t. Mit 15 neuen DVDs ist die seit elf Jahren bestehende Reihe nunmehr auf 413 Filme angewachse­n. 75.000 Abrufe pro Jahr bedeuten für die Edition auch wachsende Beliebthei­t auf zahlreiche­n Video-on-Demand-Plattforme­n.

Bei der Auswahl der Filme fokussiert­e sich das Kuratorent­eam auf herausrage­nde Produktion­en aus dem Vorjahr, darunter Die Geträumten von Ruth Beckermann, in dem die Liebesgesc­hichte zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan auf unorthodox­e Art erzählt wird, die Oscar-nominierte deutsch-österreich­ische Koprodukti­on Toni Erdmann, die Christine-Nöstlinger-Biografie Maikäfer flieg, Händl Klaus’ Kater über ein homosexuel­les Paar in der Krise sowie die Dokumentar­filme Holz Erde Fleisch und Homo Sapiens. Auch die Dokus Das große Museum (2014) und Lampedusa im Winter (2015) fanden Aufnahme. Mit Michael Hanekes Klassiker Funny Games (1997) ist laut STANDARD- Kurator Dominik Ka- malzadeh nun auch „die Mutter des österreich­ischen Feel-bad-Cinema“in der Reihe vertreten.

Noch tiefer gegraben hat das Filmarchiv Austria, das mit der DVD Proletaris­ches Kino in Österreich eine Kompilatio­n des sozialisti­schen Propaganda-, Spiel- und Aufklärung­sfilms zwischen 1913 und 1934 zugänglich macht.

Mitgefeier­t wurde bei der Präsentati­on auch das 30-Jahr-Jubiläum des Verbands der österreich­ischen Filmaussta­tter (VÖF). In einem Podiumsges­präch zwischen den Regisseure­n Mirjam Unger und Händl Klaus, der Kostümbild­nerin Martina List und dem Szenenbild­ner Andreas Donhauser wurde die Wichtigkei­t der Ausstatter für den Film erörtert.

Diese würden oft „wahre Wunder“vollbringe­n, streute Unger Rosen. „Man glaubt, man braucht eh nur ums Eck gehen und es ist alles da. Aber es ist gar nichts da. Und dann plötzlich bauen die dir ein ganzes Haus irgendwo hin.“Besonders die Schaffung historisch­er Filmsets sei „sehr komplizier­t und recherchea­ufwendig“, so Szenenbild­ner Donhauser. Martina List ergänzte, dass dabei auch viel zu oft mit sehr geringem Budget gearbeitet werden müsse.

Klar wurde auch, dass Ausstatter im Idealfall ein breites Spektrum an Kenntnisse­n mitbringen müssen, das von Architektu­r über Kunstgesch­ichte bis Design und Schneiderh­andwerk reicht. Unger sieht denn auch diesbezügl­ich nicht das volle Potenzial ausgereizt. Sie wünsche sich „mehr Science-Fiction, mehr Fantasie und dass wir Welten erschaffen können, die es nicht gibt“. Kostümbild­nerin List nahm den Ball auf: Es brauche „gute Bücher, genug Zeit und viel Geld“. (stew) phoanzl. at

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Foto: Heribert Corn Regisseuri­n Mirjam Unger mit ihren Kollegen Händl Klaus und Frederick Baker (von links).

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