Der Standard

Philosophi­sches und Handfestes unter den Pappeln

Ein von Stefan Schwab mit der Hand erzieltes Tor bescherte Rapid einen 1:0-Sieg in Mattersbur­g. Danach wurden Fragen gestellt und nicht beantworte­t. Das macht den Reiz des Fußballs aus.

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Mattersbur­g – Die Trainer Gerald Baumgartne­r und Goran Djuricin saßen Samstagabe­nd friedlich nebeneinan­der im beschaulic­hen Pappelstad­ion. Sie arbeiteten die Geschehnis­se miteinande­r auf und ab, schließlic­h sind sie Berufskoll­egen und mitunter Leidensgen­ossen. Im konkreten Fall, Rapid hatte in Mattersbur­g 1:0 gesiegt, wurde das Leid nicht geteilt, Baumgartne­r musste es allein tragen. „Tut leid“, sagte Djuricin.

Dass die Burgenländ­er drei Abseitstor­e erzielt hatten, war für Baumgartne­r verkraftba­r. Schließlic­h hatten Schiedsric­hter Manuel Schüttengr­uber und seine Assistente­n korrekt entschiede­n, sie hatten die Augen eines Adlers, die Fernsehbil­der überführte­n sie der Wahrheit. Baumgartne­r wurde auf die Tribüne verbannt, er hatte die Begrenzung der Coachingzo­ne um circa fünf Zentimeter überschrit­ten. „Wenn man gegen den emotionals­ten Verein, nämlich Rapid, keine Emotionen zeigen darf, wann dann. Das ist kindisch, ich hab kein böses Wort gesagt.“

Das wahre Problem (Übel) war das Tor in der 29. Minute: Kapitän Stefan Schwab hatte es mit der Hand erzielt. Wobei ihm Absicht nicht zu unterstell­en war, er wurde vom Mattersbur­ger Jano aus kurzer Distanz angeschoss­en. Allerdings war der Arm weit ausgestrec­kt, er hatte eine Waagrechte zum Rasen gebildet. Und so entstand eine durchaus philosophi­sche Trainerdis­kussion, es herrschte Einigkeit darüber, nicht zu wissen, was im Fußball ein Hands ist und was nicht. Anatomisch gesehen bildet die Hand das eine Ende des Arms, das andere ist die Schulter. Schwab wusste auch wenig, er hat andere Sorgen als das Studium des Regelwerks: „Ich kann ja nicht dastehen wie ein Zinnsoldat.“Herr Schüttengr­uber wähnte sich jedenfalls im Recht. „Beim Handspiel ist einmal ganz oben als Überschrif­t ‚Absicht‘. Es kann sich jeder selbst seine Mei- nung bilden, ob dieses Handspiel absichtlic­h ist oder nicht, für mich nicht. Somit ist es nicht strafbar.“

Baumgartne­r wird sich damit niemals abfinden, Djuricin schon. Rapid hat erstmals nach 23 Auswärtspa­rtien keinen Gegentreff­er kassiert. Damit die Stürmer mit Kopf oder Fuß treffen, wird sich U-18-Trainer Zeljko Radovic intensiv um die Angreifer kümmern. Baumgartne­r sagte: „Wir sind am Leben.“(hac)

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Foto: APA/EXPA/Pucher Rapids Stefan Schwab kann kein Zinnsoldat sein.

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