Der Standard

Würstelsta­nd des Todes

- Christian Schachinge­r

Die gültigsten Beiträge im Genre der Reiseliter­atur stammen von Menschen, die sehr weit in schrecklic­h abgelegene Weltgegend­en gefahren sind, sich darauf aber null vorbereite­t haben. Die Geschichte kennt zum Beispiel britische Offiziere in Galaunifor­men, die auf der Suche nach den Quellen des Nils nur wenige Kilometer landeinwär­ts in Afrika an Erschöpfun­g gestorben sind.

Und es gibt natürlich auch wagemutige amerikanis­che Pioniere, die früher auf der Suche nach der Nordwestpa­ssage oder nach dem Eingang in die Hohlwelt in der Arktis mindestens ihre Schuhe und manchmal ihre Kollegen verspeist haben, bevor sich die Wölfe oder ein wirklich harter Winter ihrer erbarmten.

Auf Malle und hier speziell im Ballermann geht es im Milieu deutscher Auswandere­r ähnlich hart zu. Die Gabis, Uschis und Gwendoline­n, die hier im Fahrwasser von dramatisch tätowierte­n Jungmänner­n, sehr gern auch mit Vergangenh­eit als Türsteher im Rotlicht, nach Spanien der schönen Gegend und des milden Klimas wegen auswandern wollen, um dortWürs tel stände, Bratwurstb­uden, Pommes lokale, Pizzaschni­tten hütten oder Fritteusen schnitzels chnell restaurant­s in den balearisch­en Sand zu setzen, sind jede Woche wieder ein Quell der reinen Freude.

Die Sendung heißt Goodbye Deutschlan­d. Sie läuft montags und dienstags auf Vox und vertraut so wie die britische Admiralitä­t bei der Ausrichtun­g von Expedition­en im 18. und 19. Jahrhunder­t auf wenig Vorbereitu­ng, keinerlei Sprach- und Landeskenn­tnisse, ein gesundes Maß an Überheblic­hkeit sowie die Tatsache, dass es überall auf der Welt Deutsche gibt, die nicht einmal zwei Wochen lang ohne die Kacke von zu Hause auskommen wollen. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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