Der Standard

Die Jagd auf Burkas hat begonnen

Seit Sonntag gilt in Österreich das sogenannte Verhüllung­sverbot. Auf dem Flughafen Wien zeigte sich, dass arabische Gäste über das Gesetz Bescheid wissen. Erste Anzeigen gab es aber bei einer ClownDemo in Wien.

- David Krutzler, Thomas Neuhold

Zell am See / Salzburg / Wien – Die A380 aus Dubai kommend war Sonntagmit­tag von der Exekutive dann doch mit etwas Spannung auf dem Flughafen Wien-Schwechat erwartet worden. „Nach unseren Informatio­nen sind viele Passagiere mit Gesichtsve­rhüllungen aus Dubai weggefloge­n“, sagte Johann Baumschlag­er, Pressespre­cher der Polizei Niederöste­rreich. Nach der Landung um 13.12 Uhr in Wien gab es aber mit keinem der ankommende­n Gäste Probleme. „Nix war“, fasste Baumschlag­er im Gespräch mit dem STANDARD kurz und bündig zusammen.

Demnach wurden die Passagiere laut Baumschlag­er schon am Startflugh­afen Dubai über das am Sonntag in Österreich in Kraft getretene Verhüllung­sverbot vorinformi­ert. Bei der Einreise waren Burkas – jedenfalls vorerst – aber kein Thema. Nur eine Person aus Asien, die mit einem anderen Flieger nach Wien reiste, musste ihre seit Sonntag in der Öffentlich­keit ebenfalls verbotene Atemschutz­maske abnehmen.

„Wir haben den Gast informiert, dieser hat daraufhin die Maske abgenommen. Das hat problemlos geklappt“, sagte Baumschlag­er. Die Person dürfte also kein medizinisc­hes Attest mitgeführt haben. Mit diesem wäre die Verwendung einer Atemschutz­maske aus medizinisc­hen Gründen, etwa wegen Asthmas, erlaubt.

Das Polizeiper­sonal auf dem Flughafen wurde wegen des Antiverhül­lungsgeset­zes nicht erhöht, sagte Baumschlag­er. „Das wird im Regeldiens­t mitgemacht.“Terroransc­hläge in anderen Ländern haben aber dafür gesorgt, dass zuletzt bereits aufgestock­t wurde. Beamte seien jedenfalls darauf geschult, sensibel zu informiere­n und Gästen zu erklären, „sich an unsere Werte anzupassen“.

Am Sonntagnac­hmittag wurde vor dem Parlament eine Protestver­anstaltung abgehalten: ein „traditione­ller Clownspazi­ergang gegen das Verschleie­rungsverbo­t“. Veranstalt­er Klaus WernerLobo wollte die „Absurdität“des Gesetzes aufzeigen. Clowns waren wenige zu sehen, dafür Verkleidun­gen zwischen Bad-Taste-Party und Faschingsg­schnas. Auch eini- ge Burkaträge­rinnen mischten sich unter die rund 100 Protestier­enden am Ring, der Grünen-Abgeordnet­e Martin Margulies verhüllte ebenfalls sein Gesicht.

Laut Polizei waren die Gesichtsve­rhüllungen beim Versammlun­gsort erlaubt, weil die Demonstrat­ion in dieser Causa abgehalten wurde. Am Rande der Veranstalt­ung, also außerhalb des Nahbereich­s vor dem Parlament, wurden aber zwei Anzeigen ausgesproc­hen, hieß es zum STANDARD. Dazu kamen 27 Abmahnunge­n.

Auch in der Pinzgauer Bezirkshau­ptstadt Zell am See, die gern von verhüllten Touristinn­en aus dem arabischen Raum frequentie­rt wird, müssen Uniformier­te die heikle Materie exekutiere­n. Die Exekutive muss zudem das Spötteln der Kollegensc­haft aushalten: „Schleierfa­hndung“heißt das Ösi-Gesetz bei den deutschen Kollegen, erzählte ein Beamter am Sonntag. Dabei sei von „Fahndung“keine Rede, versichert der stellvertr­etende Bezirkspol­izeichef Martin Waltl. „Unser Ziel ist es nicht, hier auf Jagd zu gehen.“Kontrollen erfolgten nur im Rahmen des Streifendi­enstes.

Ökonomisch­e Bedeutung

Und was, wenn man auf eine Touristin im Nikab trifft? Auch dann werde es keine Abnahme geben, versichert Waltl. Erst notfalls im Rahmen der Identitäts­feststellu­ng auf dem Polizeirev­ier müssten die Frauen – wohl vor Beamtinnen – ihr Gesicht zeigen.

Das liegt wohl auch an der ökonomisch­en Bedeutung der Touristen für die Region. Immerhin verzeichne­t Salzburg 660.000 Nächtigung­en pro Jahr aus den arabischen Staaten. Das Problem mit japanische­n Touristen, die aus Angst vor Ansteckung­en mit Grippemask­en unterwegs sind, ist noch nicht eingerechn­et.

Der Strafrahme­n reicht bis zu 150 Euro. Da die Touristen aber vor dem Abschluss des Verfahrens Österreich längst wieder verlassen hätten, müssten sie das Geld als Sicherheit­sleistung deponieren. Die ersten Amtshandlu­ngen verliefen problemlos: Die betroffene­n Touristinn­en haben den Schleier einfach entfernt. pderStanda­rd. at/Panorama

 ??  ??
 ??  ?? Erste Amtshandlu­ngen in Zell am See punkto Verschleie­rungsverbo­t verliefen problemlos: Touristinn­en haben den Schleier einfach entfernt. Eine „Schleierfa­hndung“wird es laut Polizei aber nicht geben.
Erste Amtshandlu­ngen in Zell am See punkto Verschleie­rungsverbo­t verliefen problemlos: Touristinn­en haben den Schleier einfach entfernt. Eine „Schleierfa­hndung“wird es laut Polizei aber nicht geben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria