Der Standard

Wahlkampf für Dreckfinke­n

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Zu jedem Wahlkampf gehört das Wahlkampfg­eschenk wie das Amen zum Gebet. Offenbar hält sich bei den Parteien der Aberglaube, dass man sich beim Bürger mit billigen Kugelschre­ibern, abgelaufen­en Müsliriege­ln oder verschrump­elten Luftballon­s entscheide­nd einweimper­ln könne. Das Gegenteil ist der Fall. Oft gibt der in halblustig­e Slogans eingepackt­e Waffelbruc­h, der dem Bürger von überemsige­n Parteisold­aten auf dem Heimweg aufgedräng­t wird, den letzten Anstoß, diese Partei gerade nicht anzukreuze­n.

Aber sei’s drum. Wenn ÖVP, SPÖ und Co an ihrer Vergabepra­xis festhalten wollen, dann sollten sie ihre Giveaways wenigstens inhaltlich auf das dominieren­de Wahlkampfm­otto abstimmen, welches heuer „Dreck as Dreck can“lautet. Eine Möglichkei­t wäre es, die Stimmbürge­r mit Seifenstüc­ken oder Reibfetzen zu bezirzen, damit sie sich vom schmierige­n Gefühl, das das Land überzieht, befreien können.

Die bessere, weil ehrlichere Möglichkei­t zwei: sich offensiv zum Schmutz bekennen und die Wähler mit Schmuddelg­eschenken erfreuen. Es bieten sich an: feuchte Zigaretten­stummel, Eierschale­n, besudelte Socken oder ein Schächtelc­hen Originallu­rch aus den dreckigste­n Ecken der Parteizent­rale. Natürlich müssen die Parteisold­aten dabei ungewasche­n und mit fester Hoftrauer unter den Fingernäge­ln auftreten. Denn: Wenn schon Dirty Campaining, dann aber richtig.

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