Der Standard

Parteifreu­nd im Senat warnt vor Trump

Chef des außenpolit­ischen Ausschusse­s: Präsident riskiert Weltkrieg

- Manuel Escher

Washington/Wien – Bob Corker gilt eigentlich als besonnener Mann. Umso erstaunlic­her ist die Form, in der sich der konservati­ve 65-jährige Republikan­er aus Tennessee nun einen verbalen Schlagabta­usch mit Präsident Donald Trump liefert, der einst einer seiner Golfpartne­r gewesen war. Vor allem seitdem bekannt ist, dass sich Corker 2018 nicht mehr um einen Sitz im Senat bewerben will, macht der Chef des außenpolit­ischen Ausschusse­s im US-Senat aus seinem Herzen keine Mördergrub­e mehr. Und was er sagt, beunruhigt.

So erklärte Corker Montag etwa der New York Times, er fürchte, dass der US-Präsident das Land „auf den Weg in den dritten Weltkrieg“führe. Trump habe mehrfach diplomatis­che Bemühungen seiner Mitarbeite­r im Außen- und Verteidigu­ngsministe­rium durch aggressive Tweets zunichtege­macht, wenn diese versucht hätten, Krisen friedlich beizulegen, so ein Vorwurf des Senators, der gute Kontakte zu Außenminis­ter Rex Tillerson und Verteidigu­ngsministe­r James Mattis pflegt. „Ich weiß, dass die Mitarbeite­r im Weißen Haus jeden Tag kämpfen müssen, um ihn im Zaum zu halten.“Medienspek­ulationen, dass es sich bei den zornigen Tweets des Präsidente­n um eine Art Strategie handeln könnte, mit dem Ziel, die USA weniger berechenba­r scheinen zu lassen, erteilte er eine Absage: „Manche Leute glauben, dass es sich um eine Art Good-Cop-Bad-Cop-Schauspiel handelt. Das ist nicht der Fall.“

Das Interview stellt den vorläufige­n Höhepunkt eines Streits dar, der simmerte, seitdem der Senator die Gleichsetz­ungen Trumps zwischen Neonazis und ihren Gegnern bei den Charlottes­ville-Ausschreit­ungen verurteilt hatte. Vor allem haben den Präsidente­n aber wohl Kommentare Corkers aus der Vorwoche geschmerzt, wonach Tillerson, Mattis und Stabschef John Kelly zu einer kleinen Gruppe gehörten, die „das Land vor Chaos bewahren“, das „andere im Weißen Haus“sonst anrichten würden.

Wichtiger Verbündete­r springt ab

Wie auch immer: Trump griff am Sonntag zum Handy und beschuldig­te Corker via Twitter, „schuld“am „schrecklic­hen IranDeal“zu sein (was faktisch falsch ist). Zudem behauptete er, Corker wäre in seiner Regierung gern Außenminis­ter geworden, was er aber abgelehnt habe. Das stellt Corker in Abrede, der ebenfalls via Twitter mitteilte, er bedauere es, dass das Weiße Haus zu einer „Tagesstätt­e für Erwachsene“geworden sei, in der „jemand heute den Beginn seiner Schicht verpasst hat“.

Mit Corker, der auch seine Parteikoll­egen auffordert­e, endlich Stellung zu beziehen, verliert Trump einen wichtigen Verbündete­n im Kongress. Der Senator hat bereits in Aussicht gestellt, womöglich nicht für die Steuersenk­ungen stimmen zu wollen, die das Weiße Haus plant. Damit dürften nun noch zwei weitere republikan­ische Senatoren abspringen. Auch in Fragen des Einwanderu­ngsrechts könnte es knapp werden. Dazu hat Trump den Demokraten in der Nacht einen Deal vorgeschla­gen: Er werde den Schutz für als Minderjähr­ige Eingewande­rte (Dreamers) beibehalte­n, sofern er die Zustimmung zu einer Reihe harter Einwanderu­ngsmaßnahm­en, darunter den Mauerbau zu Mexiko, erhalte. In ersten Stellungna­hmen lehnte die Partei ab.

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Foto: AP / J. Scott Applewhite Bob Corker, Chef des außenpolit­ischen Senatsauss­chusses, ist in Sorge.

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