Der Standard

Welche Moscheen (nicht) geprüft werden und warum

Prüft das Kultusamt Moscheen zu lasch? ÖVP-Chef Sebastian Kurz sagt ja – er verweist auf eine von ihm präsentier­te Studie, die Probleme in Moscheen aufzeigt. Im Kultusamt heißt es, man warte auf Daten von Kurz.

- Maria Sterkl

Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz warf dem Kultusamt im SPÖ-geführten Bundeskanz­leramt vor, zu wenig gegen Moscheen zu tun, die gegen das Gesetz verstoßen.

Konkret sagte Kurz im TV-Duell gegen Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) Montagaben­d auf Puls 4, dass das Kultusamt öfter „unterwegs sein“müsse, um Moscheen zu prüfen und Missstände, wie sie etwa in der kürzlich präsentier­ten Moschee-Studie des Österreich­ischen Integratio­nsfonds (ÖIF) aufgezeigt wurden, zu beseitigen. Kanzler Kern entgegnete, dass dies am von Kurz geführten Integratio­nsminister­ium scheitere. Dieses habe es nämlich bisher verabsäumt, dem Kultusamt eine Liste der Moscheen zu übermittel­n. Dem widersprac­h wiederum Kurz: „Alles, was wir wissen, weiß das Kultusamt auch“, sagte der Minister. Wer hat recht?

Kultusamt wartet auf Liste

Das Kultusamt habe das Integratio­nsminister­ium um die Übermittlu­ng einer vollständi­gen Liste der geprüften Moscheen gebeten, aber auf diese Liste warte man noch, sagt eine Sprecherin von Staatssekr­etärin Muna Duzdar zum STANDARD. Zum Hintergrun­d: Laut der Studie, die Anfang Oktober präsentier­t wurde und die laut Studienaut­or nicht repräsenta­tiv ist, würden sechs Moscheen in ihren Predigten ein Weltbild vermitteln, in dem „der Koran klar über den staatliche­n Regeln und Gesetzen“stehe, heißt es in der Kurzzusamm­enfassung. Welche Moscheen das sind, wisse zwar der Studienaut­or, das Kultusamt habe diese Informatio­n trotz Anfrage aber noch nicht erhalten, heißt es. Studienaut­or Heiko Heinisch war am Dienstag für den STANDARD nicht erreichbar.

Im ÖIF, der die Studie in Auftrag gegeben hat, heißt es, man habe die Moscheen in der Studie bewusst nicht genannt – auch, um die Einrichtun­gen vor Übergriffe­n zu schützen. Die Liste mit den überprüfte­n Moscheen seien aber dem Integratio­nsminis- terium, dem der Integratio­nsfonds untersteht, übermittel­t worden.

Das Kultusamt hat derzeit 65 Imame im Visier, die gegen das Islamgeset­z verstoßen. Es geht dabei um das Verbot der Auslandsfi­nanzierung: In den 65 Fällen habe sich ein Anfangsver­dacht, wonach die Türkei die Imame bezahle, erhärtet, heißt es. Derzeit prüfe man die Fälle im Detail. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei allen 65 Imamen um Prediger des größten Moscheebet­reibers in Österreich, der türkischen Organisati­on ATIB. Wie die Moscheen kontrollie­rt werden

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Staatssekr­etärin Muna Duzdar (SPÖ) weist Vorwürfe von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, bei Moscheen nicht streng genug zu prüfen, zurück. Wien

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