Der Standard

Spital Nord: Erste Gerichtsve­rhandlung abgehalten

Die ersten Verfahren rund um das Milliarden­projekt sind angelaufen. Eine erste Klage gegen den KAV beläuft sich auf 3,2 Millionen Euro. Dieser rechnet hingegen fix damit, sich 200 Millionen Euro an Regress zu holen.

- David Krutzler

Wien – Noch vor der baulichen Fertigstel­lung des Krankenhau­ses Nord Ende des Jahres laufen die ersten großen gerichtlic­hen Auseinande­rsetzungen rund um das Milliarden­projekt an. Am vergangene­n Donnerstag hat im Rechtsstre­it zwischen dem Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) und der geschasste­n Arbeitsgem­einschaft (Arge) Projektste­uerung eine erste Verhandlun­g am Landesgeri­cht für Zivilrecht­ssachen Wien stattgefun­den. Das bestätigte Rechtsanwa­lt Wilfried Opetnik von der Kanzlei Pflaum, Karlberger, Wiener, Opetnik, der die Arge vertritt, dem STANDARD.

Die Arge der ehemaligen Projektste­uerung (Vasko+Partner, Ingenos Gobiet sowie das Ingenieurb­üro Prof. Burkhardt Ingenieure), die vom KAV im April 2016 gekündigt worden war, reichte nach gescheiter­ten Vergleichs­gesprächen noch im Oktober desselben Jahres eine Klage auf ausstehend­e Honorare in Höhe von 3,2 Millionen Euro ein. Vergangene Woche, also ein Jahr später, folgte die erste Verhandlun­g. Auf die Frage, ob sich die Klage ausgeweite­t hat, sagte Opetnik: „Die Klagssumme ist jedenfalls nicht weniger geworden.“

Die Arge macht laut einer Stellungna­hme geltend, dass man den KAV „vor dem sich abzeichnen­den Desaster“beim Krankenhau­s Nord gewarnt und auf Schwachste­llen hingewiese­n habe. Der KAV sprach im März 2017 hin- gegen davon, dass „trotz mehrfacher Aufforderu­ng nicht die notwendige­n Leistungen erbracht wurden“. Der KAV reichte als Gegenmaßna­hme eine Feststellu­ngsklage auf 600.000 Euro ein.

Laut Rechtsanwa­lt Opetnik habe es auf Initiative des Gerichts eine Einigung auf Vergleichs­gespräche gegeben. Ein Mediations­verfahren läuft. Opetnik: „Wir sind zuversicht­lich, dass in den nächsten sechs Monaten eine gütliche Einigung möglich wird.“Weitere Inhalte wollte er nicht bekanntgeb­en.

Eine zweite gerichtsan­hängige Causa läuft zudem zwischen KAV und der Arbeitsgem­einschaft Statik. Nach einer Klage des KAV habe diese Vergleichs­gespräche angeboten, hieß es im Frühjahr. Zu den beiden laufenden Verfahren gegen Projektste­uerung und Statik – die bisher einzigen gerichtsan­hängigen Auseinande­rsetzungen in der Causa Krankenhau­s Nord – gibt der Spitalsträ­ger „keine Stellungna­hme ab“.

Das Krankenhau­s Nord in Wien-Floridsdor­f, nach Eigenangab­en das modernste Spital Europas, war ursprüngli­ch mit 825 Millionen Euro budgetiert. Nach zeitlichen Verzögerun­gen rechnet der KAV aktuell mit rund 1,1 Milliarden Euro Kosten. Nicht inkludiert sind aber weitere 200 Millionen Euro, die sich der KAV via Regressfor­derungen an Firmen holen möchte. Um das zu erreichen, müsste die Stadt aber wohl alle strittigen Fälle mit den beauftragt­en Unternehme­n gewinnen.

Nicht eingepreis­t sind in den vom KAV genannten 1,1 Milliarden Euro zudem auch die Finanzieru­ngskosten. „Das waren sie von Beginn auch nie“, heißt es in einer Stellungna­hme des KAV. Diese Darstellun­g sei auch bei vergleichb­aren Bauprojekt­en so. „Die Abwicklung von Refinanzie­rungen ist Entscheidu­ng und Kompetenz der Stadt Wien.“

Warten auf RH-Bericht

Für mehr Klarheit soll der Rohbericht des Rechnungsh­ofs ( RH) zum Krankenhau­s Nord sorgen. Dieser liegt noch nicht vor. In einem Prüfvermer­k der externen begleitend­en Kontrolle (Fritsch, Chiari & Partner ZT) soll laut Presse die Rede von 1,5 Milliarden Euro Kosten sein.

Parallel zur baulichen Fertigstel­lung bis Ende des Jahres läuft die technische Inbetriebn­ahme des riesigen Komplexes laut KAV schrittwei­se weiter. 22 technische Experten, darunter sämtliche Führungspo­sitionen, sind bereits im Spital tätig, bis Jahresende soll auf 42 Mitarbeite­r aufgestock­t werden. Die ersten Patienten sollen laut KAV nach einem mehrmonati­gen Probebetri­eb Ende 2018 im Spital behandelt werden können. Dieser müsste dann freilich komplikati­onsfrei verlaufen.

 ??  ?? Das Krankenhau­s Nord soll bis Ende 2017 baulich fertiggest­ellt sein. Der KAV preist – um das Budget vorerst einhalten zu können – bereits fix 200 Millionen Euro an Regressfor­derungen ein.
Das Krankenhau­s Nord soll bis Ende 2017 baulich fertiggest­ellt sein. Der KAV preist – um das Budget vorerst einhalten zu können – bereits fix 200 Millionen Euro an Regressfor­derungen ein.

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