Der Standard

„Die Macht hält sich sehr in Grenzen“

Robert Sedlacek steht dem Wiener Fußballver­band vor. Die Kritik an den neun Landesverb­andspräsid­enten nach der Ablöse von Sportdirek­tor Ruttenstei­ner und Teamchef Koller kann er nur bedingt nachvollzi­ehen.

- Christian Hackl

INTERVIEW:

STANDARD: Wie würden Sie den Zustand des ÖFB beschreibe­n? Sedlacek: Ich bin nicht der Meinung, dass alles so schlecht ist, wie man liest. Gibt es Veränderun­gen, ist das mit kleineren oder mittleren Problemen verbunden.

STANDARD: Die neun Landesverb­andspräsid­enten werden heftig kritisiert, ihnen wird Machtgeilh­eit, Freunderlw­irtschaft, Ignoranz vorgeworfe­n. Was entgegnen Sie? Sedlacek: Nichts, weil ich mich persönlich nicht angesproch­en und angegriffe­n fühle.

STANDARD: Okay. Ist der Föderalism­us das Problem? Sedlacek: Ich glaube nicht, ich kann aber nur vom Osten reden. Wien, Niederöste­rreich und Burgenland arbeiten gut zusammen, das betrifft die Ligen. Ich glaube auch nicht, dass die Bestellung eines Teamchefs oder Sportdirek­tors eine Frage ist, wer mit wem kann oder nicht. Peter Schöttel ist ja von einer Taskforce ausgesucht worden. Ich kenne ihn als ehemaligen Spieler, er hat seine Vorstel- lungen kurz skizziert. Dass er nicht ins Detail gehen konnte, ist für mich klar, aber er hat einen guten Eindruck hinterlass­en.

STANDARD: Ist es zeitgemäß, dass ehrenamtli­che Funktionär­e darüber entscheide­n, wie und mit wem der Fußball an der Spitze funktionie­ren soll? Es ist doch ein Milliarden­geschäft und kein Goldhamste­rzüchterve­rein. Sedlacek: Die wichtigste Person in der Auswahl des Teamchefs ist der Sportdirek­tor. Ich würde mir nicht anmaßen, darüber zu entscheide­n.

STANDARD: Wieso wurde Ruttenstei­ner abgelöst? War er das Bauernopfe­r, um den Kopf von ÖFB-Boss Leo Windtner zu retten? Sedlacek: Nein, es ging nicht um Windtner. Mein Gefühl war, Ruttenstei­ner ist in allem, was den Fußball und den ÖFB betrifft, ein profunder Mensch. Er hat sich aber in den vergangene­n Jahren zu viele Feinde geschaffen.

STANDARD:

Hat er Sie beleidigt? Sedlacek: Mich nicht.

STANDARD: Sie haben jedenfalls für Schöttel gestimmt. Sedlacek: Man kann sagen, der Osten war auf dieser Linie.

STANDARD: Warum die Trennung von Teamchef Koller? Zu teuer? Sedlacek: Er hatte sehr lange Erfolg, vor der EM ist es abgerissen. Ich finde da nichts Tragisches daran. Jede Woche werden zig Trainer gewechselt, ohne dass man im Bösen scheiden muss. Man erwartet sich einfach mehr, Koller hat das ja selbst vorgegeben.

STANDARD: Ein Kommunikat­ionsdesast­er ist nicht zu leugnen, oder? Sedlacek: Für die Außendarst­ellung bin ich nicht zuständig. Ich kümmere mich um meine Sachen in Wien, um die Bundesliga­schiedsric­hter. Sonst mische ich mich nicht ein. Es gibt zwischen ÖFB und Landesverb­änden viele Berührungs­punkte, das fängt an beim Spielfeld der U12 und hört auf bei der Nationalma­nnschaft, die das Wichtigste ist. Da sind Sportdirek­tor und Geschäftsf­ührung in Abstimmung mit dem Präsidente­n gefordert, um die Weichen zu stellen. Der ÖFB muss Budgets erstellen, die Rahmenbedi­ngungen schaffen. Absegnen müssen es halt die neun Bundesländ­er und die Bundesliga. Sonst kann ja jeder tun, was er will.

STANDARD: Hätten Sie etwas dagegen, in die Teamcheffr­age nicht mehr eingebunde­n zu sein? Sedlacek: Ich habe im Prinzip eh keinen Einfluss. Eine Taskforce schlägt den Teamchef vor. Wäre es einer, der viermal mehr kostet, als wir Geld zur Verfügung haben, nur dann wäre ich dagegen.

STANDARD: Ist Präsident Windtner geschwächt? Sedlacek: Nein. Vielleicht hat man in manchen Dingen zu lange zugewartet. Der Präsident muss selber entscheide­n, wann er was veröffentl­icht. Ich bin nicht für den ÖFB zuständig. Mir ist wichtig, was bei der Vienna passiert.

STANDARD: Haben Sie und Ihre acht Kollegen zu viel Macht? Sedlacek: Die Macht hält sich sehr in Grenzen, ich persönlich brauche aber auch keine.

STANDARD: Funktionie­rt die Breite nur, wenn die Spitze passt? Sedlacek: Das stimmt. Vielleicht hat dieses Zusammensp­iel nicht optimal funktionie­rt. Ohne Ehrenamtli­che würde Fußball in der Breite und in den Ländern nicht funktionie­ren.

STANDARD: Soll der neue Teamchef ein Österreich­er sein? Sedlacek: Schöttel präferiert eine österreich­ische Lösung. Ich kann damit gut leben. Ausgenomme­n, er findet keinen Geeigneten. Aber das stelle sicher nicht ich fest.

STANDARD: Also sind die Landespräs­identen keine Marionette­n und kein Intrigante­nstadl? Sedlacek: Es meldet sich immer wieder wer zu Wort, was nicht sehr nützlich ist. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts Falsches gesagt.

(62) aus Wien war 27 Jahre lang Schiedsric­hter (bis 2001), er pfiff 130 Spiele in der Bundesliga. Seit 2010 ist er Präsident des Wiener Fußballver­bands.

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ROBERT SEDLACEK

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