Nokias neues Android-Handy
Nach mageren Jahren baut der einstige Branchenriese Nokia gemeinsam mit seiner Partnerfirma HMD nun Android-Smartphones. Vor wenigen Wochen ist das erste Flaggschiff, Nokia 8, an den Start gegangen. Es kann nicht auf ganzer Linie überzeugen.
Wien – Mit den Modellen Nokia 3, 5 und 6 hat die einstige Kultmarke mit Sitz im finnischen Espoo schon im Frühjahr erste Geräte an den Start gebracht. Damit bediente man die Einstiegs- und Mittelklasse. Das „Achter“komplettiert das Sortiment nun. Man möchte zeigen, dass man immer noch mit den Großen im Geschäft mithalten kann, mit denen man langfristig auch in puncto Verkaufszahlen konkurrieren möchte.
Toller Bildschirm
Das Nokia 8 kommt in einem Aluminiumgehäuse. Dass der Ein/Aus-Schalter ein wenig wackelt, lässt sich als einziges Manko bei der Verarbeitung notieren. Ansonsten wurde hier gute Arbeit geleistet. Ergonomisch helfen die abgerundeten Kanten. Konterkariert wird dies allerdings von der Tatsache, dass die Rückseite recht glatt ist. Die Verwendung einer Schutzhülle ist anzuraten, zumal aufgrund der Größe eine einhändige Bedienung kaum ohne Fingerakrobatik möglich ist.
Auch wenn HMD, die für Konzeption und Fertigung der Geräte zuständige Firma, nicht auf das immer öfter zu sehende Randlosdesign setzt, ist das finnische Flaggschiff subjektiv ein schönes Gerät. Zu diesem Eindruck trägt auch der Bildschirm bei, der mit hoher Auflösung, kräftigen Farben und guter Helligkeit glänzt. Darüber hinaus ist er auch ordentlich entspiegelt, was die Ablesbarkeit von Inhalten im Sonnenschein erleichtert.
Beim vorinstallierten AndroidSystem hat man auf Anpassungen gänzlich verzichtet. Lediglich eine eigene Kamera-App und Schnellzugang zum Kunden-Support mittels Nokia Care sind zusätzlich installiert. Puristen wird dies freuen. Der Verzicht auf eigene Umbauten trägt auch dazu bei, dass das Handy auf alle Eingaben flott reagiert und selbst mit aufwendigen Spielen kein Problem hat. Sogar unter Last ist die Wärmeentwicklung kaum spürbar. Das dürfte auch an Nokias selbstentwickeltem Kühlsystem für den Prozessor liegen.
Enttäuschende Kamera
Wie andere Spitzengeräte bringt auch das Nokia 8 eine Doppelkamera mit. Obwohl diese technisch gut ausgerüstet ist, vermögen die Aufnahmen im Verhältnis zum Preis des Gerätes nicht zu überzeugen. Sie fallen tendenziell etwas zu dunkel und farbarm aus, der wankelmütige Weißabgleich bleicht den Horizont gern aus. Unter dunkleren Bedingungen taucht deutliches Rauschen auf, und das Fokussieren dauert lange. Hier schlagen sich Konkurrenten in derselben Preisklasse – etwa das Samsung Galaxy S8 oder Huawei P10 – deutlich besser.
Geworben wird auch mit guter Aufnahmequalität. Und hier hält man das Versprechen. Für ein Smartphone klingen die Aufnahmen qualitativ sehr gut und „räumlich“. Auch wird man bei Telefonaten vom Gegenüber sehr gut verstanden. Bei der Wiedergabe per Ohrhörer liefert das Handy Durchschnittskost. Der integrierte Lautsprecher schlägt sich wiederum passabel.
Bei der Akkulaufzeit kann es das Nokia 8 zwar nicht mit Handy-Klassikern wie dem 3310 aufnehmen, mit einer vollen Akkuladung kommt man aber auch als Intensivnutzer gut durch den Tag. Dank Quickcharge-Support ist das Handy schnell wieder einsatzbereit.
Fazit
Das Nokia 8 ist ein solides Spitzen-Smartphone, dem aber das durchschlagende Kaufargument fehlt. Bei Verarbeitung, Display und Audio punktet man. Aber gerade bei der Kamera, die für viele Nutzer sehr wichtig ist, gibt es um 600 Euro bessere Alternativen. Das Testgerät wurde privat zur Verfügung gestellt.