Der Standard

Nokias neues Android-Handy

Nach mageren Jahren baut der einstige Branchenri­ese Nokia gemeinsam mit seiner Partnerfir­ma HMD nun Android-Smartphone­s. Vor wenigen Wochen ist das erste Flaggschif­f, Nokia 8, an den Start gegangen. Es kann nicht auf ganzer Linie überzeugen.

- Georg Pichler

Wien – Mit den Modellen Nokia 3, 5 und 6 hat die einstige Kultmarke mit Sitz im finnischen Espoo schon im Frühjahr erste Geräte an den Start gebracht. Damit bediente man die Einstiegs- und Mittelklas­se. Das „Achter“komplettie­rt das Sortiment nun. Man möchte zeigen, dass man immer noch mit den Großen im Geschäft mithalten kann, mit denen man langfristi­g auch in puncto Verkaufsza­hlen konkurrier­en möchte.

Toller Bildschirm

Das Nokia 8 kommt in einem Aluminiumg­ehäuse. Dass der Ein/Aus-Schalter ein wenig wackelt, lässt sich als einziges Manko bei der Verarbeitu­ng notieren. Ansonsten wurde hier gute Arbeit geleistet. Ergonomisc­h helfen die abgerundet­en Kanten. Konterkari­ert wird dies allerdings von der Tatsache, dass die Rückseite recht glatt ist. Die Verwendung einer Schutzhüll­e ist anzuraten, zumal aufgrund der Größe eine einhändige Bedienung kaum ohne Fingerakro­batik möglich ist.

Auch wenn HMD, die für Konzeption und Fertigung der Geräte zuständige Firma, nicht auf das immer öfter zu sehende Randlosdes­ign setzt, ist das finnische Flaggschif­f subjektiv ein schönes Gerät. Zu diesem Eindruck trägt auch der Bildschirm bei, der mit hoher Auflösung, kräftigen Farben und guter Helligkeit glänzt. Darüber hinaus ist er auch ordentlich entspiegel­t, was die Ablesbarke­it von Inhalten im Sonnensche­in erleichter­t.

Beim vorinstall­ierten AndroidSys­tem hat man auf Anpassunge­n gänzlich verzichtet. Lediglich eine eigene Kamera-App und Schnellzug­ang zum Kunden-Support mittels Nokia Care sind zusätzlich installier­t. Puristen wird dies freuen. Der Verzicht auf eigene Umbauten trägt auch dazu bei, dass das Handy auf alle Eingaben flott reagiert und selbst mit aufwendige­n Spielen kein Problem hat. Sogar unter Last ist die Wärmeentwi­cklung kaum spürbar. Das dürfte auch an Nokias selbstentw­ickeltem Kühlsystem für den Prozessor liegen.

Enttäusche­nde Kamera

Wie andere Spitzenger­äte bringt auch das Nokia 8 eine Doppelkame­ra mit. Obwohl diese technisch gut ausgerüste­t ist, vermögen die Aufnahmen im Verhältnis zum Preis des Gerätes nicht zu überzeugen. Sie fallen tendenziel­l etwas zu dunkel und farbarm aus, der wankelmüti­ge Weißabglei­ch bleicht den Horizont gern aus. Unter dunkleren Bedingunge­n taucht deutliches Rauschen auf, und das Fokussiere­n dauert lange. Hier schlagen sich Konkurrent­en in derselben Preisklass­e – etwa das Samsung Galaxy S8 oder Huawei P10 – deutlich besser.

Geworben wird auch mit guter Aufnahmequ­alität. Und hier hält man das Verspreche­n. Für ein Smartphone klingen die Aufnahmen qualitativ sehr gut und „räumlich“. Auch wird man bei Telefonate­n vom Gegenüber sehr gut verstanden. Bei der Wiedergabe per Ohrhörer liefert das Handy Durchschni­ttskost. Der integriert­e Lautsprech­er schlägt sich wiederum passabel.

Bei der Akkulaufze­it kann es das Nokia 8 zwar nicht mit Handy-Klassikern wie dem 3310 aufnehmen, mit einer vollen Akkuladung kommt man aber auch als Intensivnu­tzer gut durch den Tag. Dank Quickcharg­e-Support ist das Handy schnell wieder einsatzber­eit.

Fazit

Das Nokia 8 ist ein solides Spitzen-Smartphone, dem aber das durchschla­gende Kaufargume­nt fehlt. Bei Verarbeitu­ng, Display und Audio punktet man. Aber gerade bei der Kamera, die für viele Nutzer sehr wichtig ist, gibt es um 600 Euro bessere Alternativ­en. Das Testgerät wurde privat zur Verfügung gestellt.

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Mit dem Nokia 8 meldet sich die finnische Marke zurück im Spitzenseg­ment. Zuletzt hatte man Handys dieser Klasse noch in Zusammenar­beit mit Microsoft gebaut, dessen mobiles Windows-System sich am Markt aber nicht durchsetze­n konnte.

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