Air Berlin: Deal mit Easyjet droht zu scheitern
Luftfahrtbranche rechnet mit anhaltenden Turbulenzen
Wien – Die Verhandlungen zwischen der insolventen Air Berlin und Easyjet über den Kauf von bis zu 30 Fliegern drohen zu scheitern. Die Briten hätten ihr Angebot von rund 50 Mio. Euro reduziert. Außerdem gebe es Streit um Landerechte in Berlin mit der Lufthansa. Derzeit schaut es so aus, dass zwar der Deal mit der Lufthansa bis 12. Oktober zustande kommt, nicht aber jener mit Easyjet. Air Berlin wird voraussichtlich Ende Oktober den Flugbetrieb einstellen müssen. Nur der Flugverkehr der nicht insolventen Töchter Niki und LG Walter wird weitergeführt. Der Rest könnte abgewickelt werden.
Heuer bereits drei Pleiten
Pleiten und Pannen häuften sich heuer in der europäischen Luftfahrt: Nach Alitalia und Air Berlin hat es jüngst auch die britische Airline Monarch erwischt. Das Unternehmen hat von einem Tag auf den anderen den Flugbetrieb wegen Zahlungsunfähigkeit eingestellt. Etwa 110.000 Kunden saßen an ihren Urlaubsorten fest. Die Insolvenzverwalter und die britische Regierung haben eine Rückholaktion gestartet, unter anderem wurden Maschinen von Qatar Airways gechartert. Es handele sich um das größte derartige Vorhaben in Großbritannien in Friedenszeiten.
Es gibt gerade in der Ferienfliegerei aktuell massive Überkapazitäten, insbesondere bei Flügen nach Spanien, Portugal und Griechenland, die wegen der Rückgänge bei Destinationen in islamische Länder einen Boom erleben. Seit 2015 haben sich Flugtickets um ein Viertel verbilligt. In Europa kämpfen noch gut drei Dutzend Billiganbieter vor allem um Urlauber, die nach Südeuropa wollen.
Deutschland hat mit der Pleite von Air Berlin einen schlimmen Airline-Crash erlebt. Es gab aber keine gestrandeten Passagiere, da die Regierung einen Kredit von 150 Mio. Euro zur Verfügung stellte. Die Urlauber konnten so nach Hause geholt werden. Allerdings bekommen rund 100.000 Air-BerlinKunden das Geld für schon bezahlte Tickets vorerst nicht zurück.
Wie wird es weitergehen?
Gut möglich, dass die europäische Luftfahrtbranche vor einem sehr turbulenten Winterhalbjahr steht – mit weiteren Pleiten und zahlreichen gestrichenen Flügen. Insider sprechen bereits von selbstzerstörerischen Tendenzen in der Branche. Als sicher gilt, dass sich die Zahl der Airlines in den nächsten Jahren deutlich reduzieren dürfte.
Denn so kann es nicht weitergehen, mit 237 Fluggesellschaften in Westeuropa. Auch wenn einige schon in einem Konzern zusammengeschlossen sind, wie Lufthansa, Eurowings, AUA und Swiss – es sind zu viele, um für alle eine auskömmliche Rendite zu erwirtschaften. In Amerika, wo die fünf größten Anbieter 85 Prozent aller Sitzplätze zur Verfügung stellen, bleiben von 100 Dollar Umsatz 13 Dollar als Gewinn übrig. In Europa sind es von 100 Euro nur sechs Euro.