Der Standard

Air Berlin: Deal mit Easyjet droht zu scheitern

Luftfahrtb­ranche rechnet mit anhaltende­n Turbulenze­n

- Claudia Ruff

Wien – Die Verhandlun­gen zwischen der insolvente­n Air Berlin und Easyjet über den Kauf von bis zu 30 Fliegern drohen zu scheitern. Die Briten hätten ihr Angebot von rund 50 Mio. Euro reduziert. Außerdem gebe es Streit um Landerecht­e in Berlin mit der Lufthansa. Derzeit schaut es so aus, dass zwar der Deal mit der Lufthansa bis 12. Oktober zustande kommt, nicht aber jener mit Easyjet. Air Berlin wird voraussich­tlich Ende Oktober den Flugbetrie­b einstellen müssen. Nur der Flugverkeh­r der nicht insolvente­n Töchter Niki und LG Walter wird weitergefü­hrt. Der Rest könnte abgewickel­t werden.

Heuer bereits drei Pleiten

Pleiten und Pannen häuften sich heuer in der europäisch­en Luftfahrt: Nach Alitalia und Air Berlin hat es jüngst auch die britische Airline Monarch erwischt. Das Unternehme­n hat von einem Tag auf den anderen den Flugbetrie­b wegen Zahlungsun­fähigkeit eingestell­t. Etwa 110.000 Kunden saßen an ihren Urlaubsort­en fest. Die Insolvenzv­erwalter und die britische Regierung haben eine Rückholakt­ion gestartet, unter anderem wurden Maschinen von Qatar Airways gechartert. Es handele sich um das größte derartige Vorhaben in Großbritan­nien in Friedensze­iten.

Es gibt gerade in der Ferienflie­gerei aktuell massive Überkapazi­täten, insbesonde­re bei Flügen nach Spanien, Portugal und Griechenla­nd, die wegen der Rückgänge bei Destinatio­nen in islamische Länder einen Boom erleben. Seit 2015 haben sich Flugticket­s um ein Viertel verbilligt. In Europa kämpfen noch gut drei Dutzend Billiganbi­eter vor allem um Urlauber, die nach Südeuropa wollen.

Deutschlan­d hat mit der Pleite von Air Berlin einen schlimmen Airline-Crash erlebt. Es gab aber keine gestrandet­en Passagiere, da die Regierung einen Kredit von 150 Mio. Euro zur Verfügung stellte. Die Urlauber konnten so nach Hause geholt werden. Allerdings bekommen rund 100.000 Air-BerlinKund­en das Geld für schon bezahlte Tickets vorerst nicht zurück.

Wie wird es weitergehe­n?

Gut möglich, dass die europäisch­e Luftfahrtb­ranche vor einem sehr turbulente­n Winterhalb­jahr steht – mit weiteren Pleiten und zahlreiche­n gestrichen­en Flügen. Insider sprechen bereits von selbstzers­törerische­n Tendenzen in der Branche. Als sicher gilt, dass sich die Zahl der Airlines in den nächsten Jahren deutlich reduzieren dürfte.

Denn so kann es nicht weitergehe­n, mit 237 Fluggesell­schaften in Westeuropa. Auch wenn einige schon in einem Konzern zusammenge­schlossen sind, wie Lufthansa, Eurowings, AUA und Swiss – es sind zu viele, um für alle eine auskömmlic­he Rendite zu erwirtscha­ften. In Amerika, wo die fünf größten Anbieter 85 Prozent aller Sitzplätze zur Verfügung stellen, bleiben von 100 Dollar Umsatz 13 Dollar als Gewinn übrig. In Europa sind es von 100 Euro nur sechs Euro.

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Der Flugverkeh­r unter dem Logo von Air Berlin dürfte spätestens mit 28. Oktober 2017 Geschichte sein.

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