Art-Forum muss schließen
Galerie stellt Auschwitz-Überlebenden Adolf Frankl aus
Wien – Den meisten Überlebenden der NS-Vernichtungslager war es nach 1945 kaum möglich, das Erlebte zu verarbeiten. Auch der Künstler Adolf Frankl litt bis zu seinem Tod an schweren Angstzuständen. Therapiert hat er dies in expressionistischen Gemälden und Zeichnungen, in denen er das Grauen festhielt und für die Nachwelt dokumentieren wollte.
Frankl wurde 1903 in Bratislava geboren und arbeitete u. a. als Karikaturist. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert. Nach der Befreiung wurde er mit seiner Familie in Wien ansässig. Bis zu seinem Tod im Jahr 1983 schuf Frankl über 250 Gemälde und hunderte Zeichnungen. Der Nachlass wurde von seinem Sohn Thomas Frankl verwahrt und gezeigt.
2006 konnte die Familie am Wiener Judenplatz, direkt gegenüber dem Holocaustmahn- mal, eine kleine Galerie anmieten und richtete das Art-Forum am Judenplatz ein. „Auch als lebendige, offenere Gedächtnisstätte gegenüber dem doch sehr stummen Mahnmal“, so Thomas Frankl. Finanziert wurde die Galerie, in der wechselnd bis zu 40 Werke Platz finden, aus einer Erbschaft.
Nun wurde bekanntgemacht, dass man Ende des Monats aus finanziellen Gründen schließen muss. Frankl und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg appellieren an die Kulturpolitik in Stadt und Bund sowie interessierte andere Museen, an einer Lösung zu arbeiten, um die Werke weiter zeigen zu können. „Wir wollen nur nicht, dass sie im Keller landen“, so Frankl. 2016 wurden die eindringlichen Bilder unter dem Titel Adolf Frankl – Kunst gegen das Vergessen im NS-Dokumentationszentrum München gezeigt. (stew)