Der Standard

Uber lässt seine Partner alleine kämpfen

Das Fahrdienst­portal Uber fürchtet sich trotz einer einstweili­gen Verfügung nicht vor einem Verbot, will die betroffene­n Partner rechtlich aber nicht unterstütz­en. Klaglos mit dem US-Unternehme­n sind weder Taxikonkur­renz noch die Fahrer des Dienstes.

- Nora Laufer

Wien – Seit drei Jahren mischt Uber den heimischen Markt auf. Nun wird das Eis für die Fahrer der umstritten­en US-Vermittlun­gsplattfor­m dünn: Das Oberlandes­gericht Wien (OLG) bestätigte eine einstweili­ge Verfügung des Handelsger­ichts gegen eine Mietwageng­ruppe, die ihre Dienste über Uber anbietet, wie der STANDARD berichtete. Nach Wiener Gesetz dürfen Taxifahrer jederzeit und überall Kunden aufnehmen, müssen dafür aber einen Fitxtarif verrechnen. Mietwagen können hingegen eigene Preise verrechnen, Aufträge müssen aber über ihre Betriebsst­ätte eingehen. An diese Vorschrift würde sich Uber nicht halten, sagten die Kläger.

Der US-Konzern hält sich aus der Causa heraus: „Uber ist nicht Partei des Gerichtsve­rfahrens“, heißt es. Ein Uber-Sprecher bestätigte dem STANDARD: „Der Beschluss hat keine Auswirkung auf Uber oder ein anderes Mietwagenu­nternehmen.“Die über die App angebotene Dienstleis­tung sei „völlig gesetzesko­nform“. Der Konzern ist bezüglich eines Hauptsache­verfahrens „guter Dinge“, ein Verbot fürchte man nicht. Die angeklagte­n Mietwagenf­irmen werde man nicht unterstütz­en: „Rechtsbera­tung von uns gibt es nicht, die Partner sind selbststän­dige Unternehme­r.“

Urteil kaum bekannt

Uber-Fahrer wissen über die einstweili­ge Verfügung kaum Bescheid: Ahmet K. ( Name der Redaktion bekannt), der seit einem Jahr für Uber fährt, hat davon jedenfalls „noch nichts gehört“. Unter der Woche verbucht K. um die acht Fahrten am Tag, am Wochenende seien es 15 bis 20.

K. arbeitet für eine Mietwagenf­irma mit Sitz in Bruck an der Leitha. Obwohl Uber nur in Wien angeboten wird, haben viele Autos Kennzeiche­n aus anderen Bundesländ­ern. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Mietwagen in Wien die Abkürzung „MW“im Kennzeiche­n führen müssen. Uber-Autos aus Bundesländ­ern werden so nicht als Mietwagen erkannt, was eine Überprüfun­g erschwert.

K. zahlt seinem Chef 450 Euro pro Woche für das Auto. Tankfüllun­gen sowie den Selbstbeha­lt bei möglichen Unfällen muss er selbst finanziere­n. Im Schnitt verdiene er 1000 Euro netto pro Monat. In „guten Nächten“– wie etwa Silvester – mache er bis zu 400 Euro.

Jeden Gast nimmt K. nicht mit. Auf Uber bewerten sich Fahrgäste und Fahrer gegenseiti­g mit bis zu fünf Sternen. „Unter 4,3 Sternen steigt keiner bei mir ein“, sagt auch Mietwagenu­nternehmer Erhan B. Besonders am Wochenende, wenn viele alkoholisi­erte Menschen unterwegs sind, würde er sich die Bewertunge­n vorher genau ansehen. Ansonsten gilt: „Der Erste, der beim Kunden ist, bekommt den Auftrag.“B. kennt die einstweili­ge Verfügung. Uber habe ihm eine E-Mail geschickt, dass sich „bald alles ändern wird“.

Der Unternehme­r beschäftig­t vier Angestellt­e, die sowohl Privatkund­en vom Flughafen mit- nehmen als auch für Uber fahren: „Mit Uber allein kann man nicht überleben. Ich muss für alle Kosten aufkommen, Uber kassiert nur brav.“Konkret 25 Prozent des Umsatzes. An seine Fahrer gingen 35 Prozent. Abzüglich der Steuern würden ihm nur rund 30 Prozent des Gesamtumsa­tzes bleiben. Wegen der hohen Provision möchte B. bald zum Uber-Konkurrent­en Taxify wechseln: „Die wollen nur 15 Prozent.“Der Fahrdienst will am 19. Oktober in Wien starten.

In der seit Jahren gegen Uber protestier­enden Taxibranch­e zeigt man sich erfreut über den OLG-Spruch: „Uber beeinträch­tigt unser Geschäft stark und soll verschwind­en“, sagt der für eine Taxifirma fahrende Milan V. Besonders am Wochenende und vor Clubs würden die Uber-Leute den alteingese­ssenen Fahrern die Kunden streitig machen. Auch Taxler Zivorad D. beschwert sich über unfaire Bedingunge­n: „Uber wird zu Halloween oder zu Silvester viel teurer, wir müssen uns weiter an unsere Tarife halten.“Der amerikanis­che Konzern passe die Fahrpreise der jeweiligen Auslastung an. Außerdem müssten Taxifahrer eine Prüfung ablegen, bevor sie auf Österreich­s Straßen unterwegs sein dürfen.

Eben diese Prüfung ist der Grund, wieso Ahmet K. für Uber unterwegs ist. Die Prüfung sei „sehr schwierig“, er ist bereits viermal durchgefal­len. Nicht nur Arbeitsrec­htsaspekte würden getestet, auch allgemeine Ortskenntn­isse würden abgefragt. Die Prüfung sei „altmodisch“– es gäbe doch heute Navigation­ssysteme.

B., einst selbst Taxifahrer, kann die Kritik seiner Exkollegen nachvollzi­ehen: Uber würde ohne Prüfung „jeden Angrannten“einstellen. Er versteht jedoch nicht, wieso die Taxitarife mit dem Markteintr­itt von Uber angehoben wurden, das würde das Geschäft zerstören. Wieso er nicht weiterhin Taxi gefahren ist? Bei Uber könne er jederzeit sein Mobiltelef­on ausschalte­n und pausieren. „Bei Uber bist du frei“, sagt er – mit dem Nachsatz: „Das ist aber auch das einzig Schöne daran.“

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Foto: APA/Fohringer Umstritten, doch unbeirrbar auf Kurs: Fahrdienst­anbieter Uber.

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