SPÖ legte in Vorarlberg zu, Grüne stürzten ab
ÖVP und Freiheitliche gewannen die meisten Stimmen
ÖVP, FPÖ, SPÖ, Neos, Grüne lautet die Reihenfolge in Vorarlberg. Die Überraschung dieser Wahl sind die Sozialdemokraten, sie gewannen nach langer Durststrecke wieder dazu. Die Grünen stürzten ab.
Das vorläufige Wahlergebnis ohne Wahlkarten: 34,5 Prozent für die Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei. 2013 machte die ÖVP 26,3 Prozent. Dennoch blieb die neue Volkspartei weit unter den Ergebnissen der ÖVP zu Beginn des Jahrtausends: 2002 oder 2006 erreichte man 49 und 42 Prozent.
Die Siegesstimmung in der ÖVP-Parteizentrale war am Sonntag gedämpft. Zu gut war für die zahlreich erschienen Funktionären das Ergebnis der Freiheitlichen. Bundesrat Magnus Brunner sieht einen wesentlichen Grund dafür im Wahlkampf der SPÖ, der sich auch negativ auf die ÖVP ausgewirkt habe.
Kopf schafft Grundmandat
Keinen Erfolg hatte Sebastian Kurz mit seinem Durchgriffsrecht in Vorarlberg. Seine Kandidatin Martina Ess, die Erste der Landesliste war, schafft es nicht in den Nationalrat. Denn Karlheinz Kopf, der auf der Landesliste nicht abgesichert war, eroberte das Grundmandat im Wahlkreis Süd zurück und könnte nun Erster Nationalratspräsident werden. Kopf nahm den Sieg gelassen: „Es scheint, dass wir das Ziel erreicht haben.“
Mit Kopf fährt oder fliegt wie die Jahre zuvor der Bregenzer Landwirt Norbert Sieber nach Wien. Martina Ess nahm den Wahlausgang gelassen und bedankte sich bei den Parteifreunden mit einem Kuchen aus vielen bunten Smarties und dem Versprechen: „Ich bleibe euch erhalten.“
Die FPÖ verbesserte ihr Ergebnis von 2013 um fünf Prozentpunkte auf 26 Prozent. Doch auch die Blauen haben in Vorarlberg bereits bessere Zeiten gesehen, 1999 fuhr man 30 Prozent ein. Parteichef Reinhard Bösch sprach in einer ersten Stellungnahme von einer „Bestätigung unserer Politik insgesamt.“Bösch gilt als möglicher Verteidigungsminister.
Überraschend: Nach stetem Sinkflug holte die SPÖ auf. Mit einem Plus von vier Prozentpunkten auf 17,9 Prozent kann sie sich an die guten Zeiten zu Ende des 20. Jahrhunderts erinnern. Parteichefin Gabi Sprickler-Falschlunger sieht den Erfolg im Fleiß der Funktionärinnen und Funktionäre, die über 11.000 Hausbesuche gemacht haben. Den Abschied von Spitzenkandidat Reinhold Einwallner als Landesgeschäftsführer sieht Gabi Sprickler-Falschlunger „mit Wehmut“.
Im für sie unerfreulichen Sinne zurückgebeamt in die 1990er-Jahre hat es die Grünen. Ihr Ergebnis von 2013 wurde arg dezimiert. Sie fielen von 17 auf 6,4 Prozent. Die Sora-Hochrechnung inklusive Wahlkarten sieht sie bei 7,2 Prozent. Damit ging auch ihr Grundmandat verloren. Dieses Schicksal teilen sie mit den Neos, die von 13 Prozent auf 8,6 Prozent gestutzt wurden. Mandatar Gerald Loacker wird im Parlament bleiben.
Aus dem Parlament verabschieden müssen wird sich Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen. Die angepeilten 25.000 Stimmen für ein Grundmandat wurden weit verfehlt. Ohne Wahlkarten erreichten die Grünen 10.347 Stimmen. Walser ist auf der Bundesliste nicht abgesichert. Der Gymnasiallehrer wird in Pension gehen.
Peter Pilz schaffte es mit seiner in Vorarlberg kaum präsenten Liste auf 2,7 Prozent. Die Migrantenliste NBZ – sie kandidierte nur in Vorarlberg – erreichte 1,6 Prozent.
Wahlberechtigt waren in Vorarlberg 272.909 Menschen, ein Siebtel davon ließ sich eine Wahlkarte ausstellen. Die Wahlbeteiligung war mit knapp 72 Prozent für Vorarlberger Verhältnisse hoch.