Der Standard

Starkes Wahlkampff­inish reichte nur für Platz zwei

SPÖ hält Stimmen, verliert Kanzlerans­pruch

-

Bei 14 der bisher 21 Nationalra­tswahlen in der Zweiten Republik hatte die SPÖ die Stimmenmeh­rheit, auch wenn das 1953 und 1959 aufgrund der Mandatsver­teilung nicht zu einer Kanzlermeh­rheit gereicht hat. Und 1999 nützte die relative Mehrheit (33,2 Prozent) letztlich nicht – FPÖ und ÖVP bildeten damals als zweit- und drittstärk­ste Partei eine Koalition.

Vor einer solchen schwarz-blauen Koalition hat die SPÖ den ganzen Wahlkampf über gewarnt – aber das hat schließlic­h nur dazu gereicht, dass die Stimmenzah­len von 2013 gehalten und teilweise sogar erhöht werden konnten, der Anteil an der größeren Zahl von Wählern aber stagniert hat. Die ÖVP und die FPÖ konnten dagegen jeweils stark an Stimmen, an Prozenten und auch an Mandaten zulegen und damit die Sozialdemo­kraten abhängen. Auch nach diesem „besonders bitteren Tag für die Sozialdemo­kratie“spreche sich die SPÖ-Kärnten „unmissvers­tändlich für den Verbleib von Christian Kern an der Parteispit­ze aus“, sagte der Kärntner Landeshaup­tmann und SPÖ-Chef Peter Kaiser.

Schwarz-blau habe nun eine „hohe Wahrschein­lichkeit“, sagte SPÖ-Klubchef Andreas Schieder. Die Warnung vor einer ÖVP-FPÖ-Partnersch­aft war eine von drei zentralen Botschafte­n der Sozialdemo­kraten. Die zweite lautete, dass die Ergebnisse des wirtschaft­lichen Aufschwung­s gerecht verteilt werden müssten. Und die dritte Botschaft war eine unmittelba­re Reaktion auf die von der ÖVP ausgelöste Stimmung des Wandels: Es brauche Veränderun­g im Land, es komme aber auf die Richtung an.

Solidarisi­erungseffe­kt

Vielfach waren diese Botschafte­n aber durch die Affäre um die von der SPÖ angezettel­te Schmutzküb­elkampagne von Tal Silberstei­n überdeckt – vieles im Wahlkampf ist ihr einfach entglitten. Zwei Wochen vor der Wahl sah es so aus, als käme die SPÖ da auch nicht mehr unbeschade­t heraus. Das stimmte aber offensicht­lich nicht: Die zusätzlich­e Aufmerksam­keit, die der Skandal der SPÖ verschafft hat, hat für sie einen Solidarisi­erungseffe­kt ausgelöst, Meinungsfo­rscher haben in den letzten zehn Tagen noch massive Verschiebu­ngen wahrgenomm­en.

Was auffällt: Bei dieser Nationalra­tswahl haben die Wähler in einigen Bundesländ­ern ganz anders gestimmt als bei den vorangegan­genen Landtagswa­hlen. Beispiel Vorarlberg: Dort hatte die SPÖ bei der Nationalra­tswahl 2013 nur 23.021 Stimmen, im Jahr danach waren es bei geringerer Wahlbeteil­igung 14.948 Stimmen in der Landtagswa­hl. Heuer aber hat die SPÖ in Vorarlberg 29.024 Stimmen erreicht – sich gegenüber der Landtagswa­hl fast verdoppelt.

 ?? / ?? Die SPÖ plakatiert­e den Bundeskanz­ler mit pistolenar­tig vorgestrec­ktem Zeigefinge­r, vieles ist ihr entglitten.
/ Die SPÖ plakatiert­e den Bundeskanz­ler mit pistolenar­tig vorgestrec­ktem Zeigefinge­r, vieles ist ihr entglitten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria