Der Standard

Ein Start-Ziel- Sieg für Sebastian Kurz

Die ÖVP konnte Platz eins ins Ziel bringen

-

Sebastian Kurz ist gelungen, was für Favoriten im Wahlkampff­inale das Allerschwi­erigste ist: die guten Umfragewer­te auch ins Ziel zu bringen. Der ÖVPChef hatte im Wahlkampf wiederholt das Ziel ausgerufen, es brauche einen deutlichen Abstand zwischen der Kanzlerpar­tei und dem Regierungs­partner, damit klar ist, wer in der Koalition die Linie vorgibt, und sich die beiden Parteien nicht, wie in den vergangene­n Jahren, bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t blockieren.

Dieses Wunschszen­ario ist nun für Kurz einigermaß­en eingetrete­n. Die ÖVP konnte gegenüber der letzten Wahl 2013 kräftig zulegen. Somit ist klar: Es wird keine Koalition geben, bei der die Partner weniger als drei Prozentpun­kte getrennt sind und der Zweitplatz­ierte argumentie­ren kann, eigentlich sei man ja fast gleich stark und folglich müsse auch die inhaltlich­e Gewichtung der Koalitions­arbeit entspreche­nd aussehen.

Image auf Partei übertragen

Kurz hat es also geschafft, seine enorm guten Persönlich­keitswerte auch weitgehend auf die Partei zu übertragen. Nur zur Erinnerung: Im APA-Vertrauens­index lag er schon lange vor der Übernahme der ÖVP-Obmannscha­ft auf Platz eins – mit deutlichem Vorsprung auf SPÖ-Chef und Kanzler Christian Kern, und mit noch viel größerem Vorsprung auf seinen Vorgänger an der ÖVP-Spitze Reinhold Mitterlehn­er. Innerparte­ilich ließ sich der 31-Jährige stärken, im Wissen, dass die Macht der Landesgrup­pen zum Scheitern vieler Vorgänger beitrug. Er bekam ein Durchgriff­srecht bei der Listenerst­ellung, änderte die Parteistat­uten dahingehen­d, dass er letztlich im Alleingang über einen Koalitions­pakt und Ministerpo­sten entscheide­n kann und wechselte sogar die Parteifarb­e von schwarz auf türkis.

Goutiert wurde von den Wählern offenbar auch der total auf ihn zugeschnit­tene Wahlkampf. Der Auftakt in der Wiener Stadthalle erinnerte an Inszenieru­ngen, die man sonst nur aus den USA kennt. Abgerundet wurde das Ganze durch zahlreiche prominente oder zumindest halbpromin­ente Quereinste­iger auf den Listen, die zwar inhaltlich wenig sagen durften, aber mithalfen, der Partei, die seit 30 Jahren durchgehen­d in der Regierung sitzt, das Image des Neuen zu verpassen.

Auch wenn die FPÖ nicht müde wurde zu betonen, sie habe viele ÖVP-Positionen schon viel früher vertreten, gingen dieses Mal deutlich mehr zum Schmiedl als zum Schmied. Auch die Beschuldig­ungen eines Mitarbeite­rs Tal Silberstei­ns, ein Kurz-Sprecher habe ihm Geld geboten, wenn er überlaufe, hat Kurz letztlich nicht sehr geschadet.

 ??  ?? Das Hauptziel hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz erreicht: Er liegt mit seiner Partei auf Platz eins.
Das Hauptziel hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz erreicht: Er liegt mit seiner Partei auf Platz eins.

Newspapers in German

Newspapers from Austria