Der Standard

Wahlkampf in Wien wird SPÖ-intern fortgesetz­t

Bürgermeis­ter Michael Häupl konnte das Ergebnis der SPÖ in Wien klar verbessern. Um Häupls Nachfolge wird ab heute gerungen. Die ÖVP legte zu, konnte die FPÖ aber nicht überholen. Die Grünen sackten massiv ab.

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Mit seiner Ankündigun­g, den Wahlkampf für Kanzler Christian Kern als Bürgermeis­ter in Wien zu unterstütz­en und erst 2018 zurückzutr­eten, hat Michael Häupl (SPÖ) die vom rechten Wiener Parteiflüg­el forcierte Diskussion über seine rasche Ablöse Anfang des Jahres weggewisch­t. Gleichzeit­ig übernahm Häupl damit die Verantwort­ung für das Wiener Abschneide­n der SPÖ bei der Nationalra­tswahl. Häupl mahnte trotz der schwelende­n innerparte­ilichen Streiterei­en um seine Nachfolge Einigkeit für Kern ein. Die Wiener SPÖ habe jedenfalls noch nie so intensiv für eine Nationalra­tswahl geworben wie diesmal, sagte SPÖ-Managerin Sybille Straubinge­r.

Dazu war die Partei auch gezwungen: Die rote Hochburg Wien verkam bei der letzten Nationalra­tswahl 2013 zu einem Schlössche­n. Denn mit einem Minus von 3,2 Prozentpun­kten wurde zwar noch ein klarer Sieg, aber auch der historisch­e Tiefststan­d von 31,6 Prozent eingefahre­n. Bundesweit musste die SPÖ, die 26,8 Prozent erreichte, vergleichs­weise nur ein Minus von 2,4 Prozentpun­kten einstecken.

Die Mobilisier­ung der SPÖ hat am Sonntag funktionie­rt: Nach Auszählung von 93 Prozent der Wahlspreng­el hielten die Roten (ohne Einrechnun­g der Wahlkarten) bei 35,1 Prozent und einem Plus von 3,5 Prozentpun­kten im Vergleich zu 2013.

Im Festzelt in der Löwelstraß­e kommentier­ten Genossen das bundesweit­e Ergebnis aber als „klaren Rechtsruck“. Die Zeit der Bundes-SPÖ als „starker Opposi- tionsparte­i“breche an. Finanzstad­trätin Renate Brauner sagte: „Wir sind diejenigen, die gegen den schwarz-blauen Block auftreten.“Häupl meinte, dass Rot-Blau eher nicht kommen werde. „Lassen wir das.“Opposition in einer Demokratie sei „keine schändlich­e Rolle“. Zum Wiener Ergebnis sagte er: „Hab’ ich es nicht gesagt? Mein Wien is’ ned deppert.“

Was das rote Ergebnis für Wien bedeutet, damit beschäftig­t sich am Montag der Vorstand der Wiener SPÖ. Avisiert ist der Termin um 15 Uhr. Fix ist, dass der Vor- stand der Wiener SPÖ aber auch die Weichen für die Häupl-Nachfolge stellt und den Termin des Landespart­eitags bestätigt, in dem der neue Landespart­eichef gekürt wird. Häupl hatte bereits im Interview mit dem STANDARD gesagt, dass er den Genossen den 27. Jänner vorschlage­n werde. Als Bürgermeis­ter werde er Mitte 2018 zurücktret­en.

Der Kampf um Häupls Nachfolge schließt damit nahtlos an den Nationalra­tswahlkamp­f an. Als Einziger hat bisher Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig seine Kandidatur für beide Ämter öffentlich bekanntgeg­eben. Ludwig wird dem rechten Flügel der Partei zugerechne­t. Die große Frage ist, ob er beide Lager hinter sich vereinen kann – oder ob es zu einer Kampfabsti­mmung kommt. Sozialstad­trätin Sandra Frauenberg­er, sie ist dem linken Flügel der Partei zugehörig, hatte im Mai gesagt, dass Ludwig „derzeit kein einender Kandidat“sei.

Debakel für Grüne

Den größten Gewinn in Wien fuhr die ÖVP ein, sie erreichte nach Auszählung von 93 Prozent der Sprengel 20,4 Prozent – ein Plus von 5,9 Prozentpun­kten im Vergleich zu 2013. Die Freiheitli­chen konnte die Bewegung um Sebastian Kurz in Wien aber nicht einholen: Die FPÖ blieb um 2,6 Prozentpun­kte vor den Türkisen.

Der grüne Koalitions­partner in Wien musste hingegen ein regelrecht­es Debakel hinnehmen. Im Vergleich zu 2013, als die Grünen 16,41 Prozent erreichten, sackten sie um rund elf Prozentpun­kte ab. Nach Auszählung von 93 Prozent der Sprengel hielten die Grünen nur bei 5,3 Prozent. Das bedeutete nur Platz sechs in Wien.

Die Wähler hätten „eine klare Botschaft an uns gesandt“, sagte Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou. Eine „zerstritte­ne Truppe“werde nicht geschätzt.

Dazu kommt der Erfolg des Exgrünen Peter Pilz, der in Wien aus dem Stand die Grünen überholen konnte und bei 7,3 Prozent hielt. Auch die Neos landeten mit 6,0 Prozent vor den Grünen.

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Michael Häupl konnte in Wien mit 35,1 Prozent ein starkes Ergebnis für die Bundes-SPÖ erzielen. Massive Zugewinne gab es aber für die ÖVP. Die Grünen sackten um rund elf Prozentpun­kte ab.

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