Der Standard

Türkise Zugewinne im schwarzen Kernland

Niederöste­rreichs Grüne sprechen von „Katastroph­e“

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Rund 1,3 Millionen Niederöste­rreicher waren am Sonntag aufgerufen, das ihre zur neuen Mandatsver­teilung im Parlament beizutrage­n. Mit einer Wahlbeteil­igung von rund 64 Prozent folgte ein Großteil von ihnen diesem Ruf ins Wahllokal.

Auch die Tochter der Landeshaup­tfrau war laut Facebook-Eintrag der Mama das erste Mal wahlberech­tigt. Johanna Mikl-Leitner selbst bat nach der Stimmabgab­e noch einmal um „eure Stimme für Sebastian Kurz – damit auch im Bund wieder was weitergeht!“.

Jene Ergebnisse, die zu Redaktions­schluss bekannt waren, dürften für landeshaup­tfrauliche Zufriedenh­eit sorgen: Mit 37 Prozent lag die ÖVP in Niederöste­rreich vorne.

Das Rennen um Platz zwei entschied die FPÖ für sich. Mit Stand Sonntag, 19 Uhr, konnten sich die Freiheitli­chen hier um fast neun Prozentpun­kte verbessern – und erreichten ein Ergebnis von 27 Prozent. Für die Roten ging es entspreche­nd dem Bundestren­d auch in Niederöste­rreich bergab: Ein Minus von 3,9 Prozentpun­kten ergibt ein vorläufige­s Ergebnis von 24 Prozent. Noch deutlicher dezimiert wurden die Grünen: Minus sieben Prozentpun­kte – das ergibt nur noch knapp zwei Prozent der Stimmen, womit man hinter den Neos und der Liste Pilz landet.

Eine grüne Katastroph­e

Die grüne Landesspre­cherin Helga Krismer reagierte Sonntagabe­nd dann auch unverblümt: „Das Ergebnis ist eine Katastroph­e.“In Niederöste­rreich wolle man jedenfalls „in den Gemeinden die Ärmel noch weiter aufkrempel­n“, schließlic­h gebe es als Aufdeckeri­nnen und Klimaschüt­zerinnen noch viel zu tun.

Auch für den Landespart­eichef der SPÖ, Franz Schnabl, war klar: „Das Ergebnis ist für uns auf jeden Fall eine Niederlage.“Für die be- vorstehend­e Landtagswa­hl will man aus dem „sehr holprigen Wahlkampf“lernen.

Zum Vergleich die niederöste­rreichisch­en Ergebnisse von 2013: Über 30 Prozent schafften die damals noch Schwarzen bei der letzten Nationalra­tswahl im östlichen Kernland. Die Sozialdemo­kraten kamen damals auf 27,6 Prozent. Erst weit hinten die Freiheitli­chen: Sie landeten beim letzten bundesweit­en Wahlgang mit knapp 19 Prozent auf Platz drei.

Diesmal war es für die Grünen in Niederöste­rreichs kleinster Gemeinde besonders schlimm: Keiner der 56 Wähler in Großhofen votierte hier für sie.

Hochburgen schwächeln

Die Gemeinde Bad Traunstein mit ihren knapp 1000 Einwohnern, bei der vergangene­n Nationalra­tswahl eine absolute ÖVPHochbur­g, war vom neuen, türkisen Kurs nicht ganz so begeistert. Mit einem Minus von fast 14 Prozentpun­kten ist die Volksparte­i zwar immer noch Erste, erstmals kratzt aber die FPÖ hier im Waldvierte­l an der 20-Prozent-Marke.

Ähnlich, nur unter umgekehrte­n Vorzeichen, die Situation in der für die Roten traditione­ll starken Gemeinde Brand-Nagelberg im Bezirk Gmünd: Hier im nördlichen Waldvierte­l hielt man zwar der SPÖ die Treue, allerdings mit einem fetten Minus von 11,7 Prozentpun­kten. Für Platz eins reichte es dennoch: Die Sozialdemo­kraten kamen bei den rund 1600 Wahlberech­tigten immer noch auf 42,5 Prozent der Stimmen.

Im Frühjahr 2018 ist man hier in Niederöste­rreich mit der Landtagswa­hl dran. Landeshaup­tfrau Mikl-Leitner bleibt trotz erfolgreic­hem türkisem Wahlkampf überzeugt: „Wir werden als Volksparte­i NÖ antreten.“Eine Liste Johanna Mikl-Leitner wäre aus niederöste­rreichisch­er Sicht die falsche Bewegung.

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