Der Standard

Backaldrin bäckt in Russland

Der oberösterr­eichische Backmittel­produzent Backaldrin hat eine Produktion­sstätte in Russland eröffnet. Eigentümer Peter Augendople­r begründet den Schritt mit der Wichtigkei­t des russischen Marktes und hofft auf die Rückkehr des Wachstums.

- André Ballin aus Stupino

Die Kleinstadt Stupino, 100 Kilometer südlich von Moskau, verströmt provinziel­len Sowjetchar­me. Die breite Siegesalle­e wird von goldblätte­rnen Buchen und vergilbten Chruschtsc­howkas gesäumt. Eine MiG-23 am Ende der Straße zeugt vom Ruhm der örtlichen Flugzeugba­uer. Immerhin: Seit Gründung der Sonderwirt­schaftszon­e 2010 haben sich nahe der einst geschlosse­nen Stadt neben den einheimisc­hen Rüstungsfi­rmen auch internatio­nale Konzerne angesiedel­t.

Neuester Bewohner des Industriep­arks ist das Werk Arvalus, die russische Tochter von Backaldrin. Innerhalb eines Jahres wurde die Produktion­sstätte aufgebaut. „Es ist uns unendlich viel Wohlwollen vonseiten der Behörden entgegenge­bracht worden“, betont Firmeninha­ber Peter Augendople­r, der die Investitio­nssumme auf einen „niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag“beziffert.

Stupino ist weltweit der siebente Produktion­sstandort von Backaldrin. Künftig sollen hier 4000 Tonnen Backmittel pro Jahr produziert und abgefüllt werden, zunächst nur Trockenmis­chungen. Derzeit sind 25 Mitarbeite­r in Stupino beschäftig­t, davon zwei Österreich­er. Doch an einen Ausbau ist bereits gedacht. Soll Stupino zum größten Produktion­sstandort werden? „Mich würde es sehr freuen“, sagt Augendople­r.

Backaldrin sieht gewaltiges Potenzial im russischen Markt, der schon jetzt als drittgrößt­er im Firmenimpe­rium gilt. Russisches Mehl ist in seiner Qualität sehr schwankend, Zusatzstof­fe zur Qualitätsv­erbesserun­g daher bei den russischen Bäckern gefragt. Rund zehn Prozent seines Absatzes hat der Backgrunds­toffherste­ller in Russland gemacht.

Zuletzt allerdings stockte das Wachstum. Der fallende Rubel senkte die Nachfrage bei den rund 3000 Kunden. Mit einer eigenen Produktion in Russland hofft Backaldrin, das Währungsri­siko zu minimieren, auch wenn einige Grundstoff­e weiter am Firmensitz in Asten produziert werden. Von Russland aus sollen auch die angrenzend­en Länder der eurasische­n Wirtschaft­szone beliefert werden.

Einstieg als Sponsor

Um die Marktoffen­sive zu forcieren, setzt Backaldrin in Russland zudem auf Sponsoring zur Steigerung des eigenen Bekannthei­tsgrads. Viel verspricht sich der Konzern in dem Zusammenha­ng von seinem Engagement als Brotsponso­r des russischen Eishockeyv­erbands. Eishockey ist immerhin Nationalsp­ort in Russland. Verbandsch­ef Witali Tretjak versprach bei der Eröffnungs­feier dann auch artig eine gute Zusammenar­beit. Neben Eishockey fixiert sich Backaldrin auch auf Biathlon und finanziert zwei russische Stars: Olympiasie­ger Anton Schipulin und Weltmeiste­rin Jekaterina Jurlowa.

 ?? Foto: Ballin ?? Backaldrin-Exportbäck­er Hermann Lang.
Foto: Ballin Backaldrin-Exportbäck­er Hermann Lang.

Newspapers in German

Newspapers from Austria