In der Struktur verheddert
Es war kein Korruptionsskandal, keine Bestechungsaffäre, nicht einmal ein grober inhaltlicher Patzer, der zum grünen Debakel führte. In einem Wahlkampf, der weniger von Themen geprägt war als von Taktikanalysen, wo viel darüber debattiert wurde, wie sich ein Kandidat verkaufte, aber weniger darüber, was er zu bieten hatte, waren Inhalte jedoch zweitrangig: Das Auftreten war alles.
Und das gelang den Grünen schon seit Monaten denkbar schlecht. Erst der interne Zwist mit der Parteijugend, dann der Abgang von Ex-Chefin Eva Glawischnig und schließlich, als hätte das alles noch nicht gereicht, auch noch die Abspaltung der Liste Pilz. Die Grünen haben sich im Dickicht der eigenen Strukturdebatten verheddert.
Dass die Grünen nun nach 31 Jahren aus dem Nationalrat fliegen dürften, ist aber nicht nur für die Partei ein harter Schlag. Man kann von den Grünen halten, was man will: Sie waren im Nationalrat die einzige Partei, die beim zentralen Zukunftsthema Klimawandel konsequent Stellung bezog. Sie waren bisher auch die einzige Opposition, wenn es um drohende Sozialkürzungen ging: Sowohl FPÖ als auch Neos waren oft eher mit der ÖVP auf einer Linie.
Es wird nun an der Liste Pilz liegen, diese Rolle auszuüben. Doch auch diese Bewegung zittert um den Einzug ins Parlament, und selbst wenn sie es schafft, wird sie nur eine Kleinstfraktion bilden. Diese starke Opposition gegen eine schwarz-blaue Regierung wird dem Land bitter fehlen.