Der Standard

In der Struktur verheddert

- Maria Sterkl

Es war kein Korruption­sskandal, keine Bestechung­saffäre, nicht einmal ein grober inhaltlich­er Patzer, der zum grünen Debakel führte. In einem Wahlkampf, der weniger von Themen geprägt war als von Taktikanal­ysen, wo viel darüber debattiert wurde, wie sich ein Kandidat verkaufte, aber weniger darüber, was er zu bieten hatte, waren Inhalte jedoch zweitrangi­g: Das Auftreten war alles.

Und das gelang den Grünen schon seit Monaten denkbar schlecht. Erst der interne Zwist mit der Parteijuge­nd, dann der Abgang von Ex-Chefin Eva Glawischni­g und schließlic­h, als hätte das alles noch nicht gereicht, auch noch die Abspaltung der Liste Pilz. Die Grünen haben sich im Dickicht der eigenen Strukturde­batten verheddert.

Dass die Grünen nun nach 31 Jahren aus dem Nationalra­t fliegen dürften, ist aber nicht nur für die Partei ein harter Schlag. Man kann von den Grünen halten, was man will: Sie waren im Nationalra­t die einzige Partei, die beim zentralen Zukunftsth­ema Klimawande­l konsequent Stellung bezog. Sie waren bisher auch die einzige Opposition, wenn es um drohende Sozialkürz­ungen ging: Sowohl FPÖ als auch Neos waren oft eher mit der ÖVP auf einer Linie.

Es wird nun an der Liste Pilz liegen, diese Rolle auszuüben. Doch auch diese Bewegung zittert um den Einzug ins Parlament, und selbst wenn sie es schafft, wird sie nur eine Kleinstfra­ktion bilden. Diese starke Opposition gegen eine schwarz-blaue Regierung wird dem Land bitter fehlen.

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