Mugabe als WHO- Sonderbotschafter entlassen
Die Bestellung von Simbabwes Präsident wurde nach weltweiten Protesten revidiert
Johannesburg – „Ich hielt es für einen schlechten Aprilscherz“, sagte Kanadas Regierungschef Justin Trudeau. Andere Empfänger der Botschaft, wonach der simbabwische Präsident Robert Mugabe zum Sonderbotschafter der UN-Gesundheitsorganisation ernannt worden war, äußerten sich weniger diplomatisch: „Ekelhaft“, sagte etwa Hillel Neuer, Generaldirektor der UN-Watch.
Seine verblüffende Entscheidung hatte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in der vergangenen Woche während einer Konferenz in Uruguay mit den Worten begründet: Simbabwe sei ein Land, das „die universelle Gesundheitsversorgung ins Zentrum seiner Politik“gestellt habe.
Dabei hätte der vor einem halben Jahr zum WHO-Generaldirektor gewählte Äthiopier eigentlich wissen sollen, dass Simbabwes Gesundheitswesen – wie der gesamte Staat im Süden Afrikas – in Wahrheit in Scherben liegt. Die dortigen Ärzte und Krankenschwestern werden chronisch unter- und hin und wieder gar nicht bezahlt, in Krankenhäusern fehlen die grundlegendsten Medikamente. Wohl einer der Gründe, wieso Mugabe selbst ständig nach Singapur reist: Allein in diesem Jahr ließ sich der Greis viermal zur medizinischen Behandlung in den asiatischen Stadtstaat fliegen.
Bisherige Sonderbotschafter wie Angelina Jolie oder Roger Federer bringen der WHO wenigs- tens ein gutes Image oder Sondereinnahmen bei teuren Gala-Veranstaltungen ein. Doch mit Mugabe können wohl kaum Spenden lukriert werden.
Die Regierungen in London und in Washington drückten ihre „Enttäuschung und Verstimmung“über Tedros’ Entscheidung aus. Die unabhängige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einer „Peinlichkeit“. Der Sturm der Entrüstung führte schließlich zu einer drastischen Verkürzung der eigentlich auf zwei Jahre angelegten Amtszeit des „Goodwill“-Gesandten: Bereits am Sonntagnachmittag gab die WHO in Genf die Stornierung der Ernennung Mugabes bekannt. (jod)