Der Standard

Untreuever­dacht gegen Ex-Air-Berlin-Chef

Joachim Hunold stellt Vorwürfe in Abrede: „Private Flüge wurden privat gezahlt“

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Frankfurt/Berlin – Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold steht nach Informatio­nen der Bild am Sonntag im Verdacht, Firmengeld­er veruntreut zu haben. Anfang 2012 habe der damalige Vorstandsc­hef von Air Berlin, Hartmut Mehdorn, die interne Revision damit beauftragt, Abrechnung­en seines Vorgängers Hunold zu überprüfen.

Im Anschluss daran habe Pricewater­house Coopers (PwC) die Vorwürfe geprüft und ein Zwischengu­tachten mit dem Titel „Mögliche strafbare Handlungen des ehemaligen Chief Executive Officers Joachim Hunold“erstellt. Darin bestätigte­n sie dem Bericht zufolge Hinweise, „dass Joachim Hunold zu privaten Zwecken pflichtwid­rig das Gesellscha­ftsvermöge­n schädigte, indem er auf Kosten der Gesellscha­ft mit Geschäftsr­eiseflugze­ugen zu privaten Zwecken flog“.

Nach seinem Ausscheide­n bei Air Berlin habe Mehdorn dem damaligen Aufsichtsr­atschef HansJoachi­m Körber das Zwischengu­tachten geschickt. In einem Brief vom 10. Jänner 2013 habe Mehdorn geschriebe­n, er überlasse es Körber, den Vorgang weiterzuve­rfolgen. Dies geschah nicht.

Hunold ließ am Sonntag über seinen Anwalt ausrichten, „die Unterstell­ungen“entbehrten jeglicher Grundlage. „Es gab auch nie irgendwie geartete Beanstandu­ngen, geschweige denn ein Ermittlung­sverfahren“, ließ Anwalt Christian Schertz wissen. Hunold habe sich „völlig korrekt verhal- ten. Private Flüge wurden privat bezahlt. Allein geschäftli­ch veranlasst­e Flüge wurden übernommen.“Zudem sei seinem Mandanten der PwC-Bericht „nicht bekannt“. Er prüfe rechtliche Schritte, so Schertz. Hunold gründete 1991 Air Berlin neu und war bis 2011 Vorstandsc­hef, anschließe­nd wechselte er in den Aufsichtsr­at.

Auffangges­ellschaft

Vor Verhandlun­gen mehrerer deutscher Bundesländ­er über eine Auffangges­ellschaft für tausende Mitarbeite­r der insolvente­n Fluglinie mahnt Air Berlin zur Eile. „Dieser Tage sei eine Entscheidu­ng fällig“, sagte der Generalbe- vollmächti­gte Frank Kebekus der Rheinische­n Post. Seinen Schätzunge­n zufolge könnten in der Transferge­sellschaft bis zu 4000 Mitarbeite­r Platz finden.

Heute, Montag, ist ein Treffen von Vertretern des Bundes sowie der Air-Berlin-Länder Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern in der deutschen Hauptstadt geplant. „Air Berlin selbst kann die Transferge­sellschaft nicht allein finanziere­n, also brauchen wir Hilfe von den betroffene­n Ländern und vielleicht auch vom Bund. Es geht darum, dass die öffentlich­e Hand den Beitrag bezahlt, den wir nicht leisten können“, sagte Kebekus. (dpa, red)

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2006 war die Welt für Air Berlin und ihren Ex-CEO Joachim Hunold noch in Ordnung. Auf der Tagesordnu­ng stand der Börsengang.

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