Der Standard

Gefährlich dilettanti­sch

- Günther Strobl

Deutschlan­d wollte mit der Reform des Gesetzes über erneuerbar­e Energien zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Es sollten Vorkehrung­en getroffen werden, den Umbau des Energiesys­tems von Öl, Kohle und Atom auf regenerati­ve Quellen wie Wind und Sonne so billig wie möglich zu schaffen. Zum Zweiten wollte der Gesetzgebe­r unbedingt auch die Bürger einbinden. Wer selbst vom Windrad profitiert, protestier­t dann auch nicht, wenn die Rotorblätt­er Schattenmu­ster in den Garten werfen.

Gut gemeint ist aber manchmal das Gegenteil von gut. Zwar spricht vieles für eine Ausschreib­ung, weil nur so der günstigste Preis ermittelt werden kann, zu dem ein Windrad gerade noch gebaut wird. Die Festsetzun­g eines Tarifs, wie das bisher in Deutschlan­d gemacht wurde und in Österreich noch immer gemacht wird, ist bestenfall­s eine Annäherung. Schlimmste­nfalls ist es eine Verschleud­erung von Steuergeld. Dass man Bürgern den Weg ebnet, sich an Windkraftp­rojekten zu beteiligen – geschenkt.

Wenn sich nun aber, wie eben in Deutschlan­d, abzeichnet, dass Projekte gar nicht realisiert werden können, weil die voraussich­tlichen Kosten die Einnahmen übersteige­n, muss man an der Sinnhaftig­keit des Ganzen zweifeln. Und auch am Wissen der Experten im Ministeriu­m, die für diesen Dilettanti­smus verantwort­lich sind. Österreich sollte sich bei der anstehende­n Reparatur des Ökostromge­setzes das deutsche Beispiel jedenfalls nicht zum Vorbild nehmen.

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