Der Standard

Unverhüllt­er Murks

- Michael Möseneder

Es ist nachvollzi­ehbar, dass man als Polizist oder Polizistin etwas Besseres zu tun hat, als darüber zu diskutiere­n, ob jemand einen Schal vor dem Mund hat, weil es a) kalt ist, b) man sich vor Tröpfcheni­nfektion schützen will oder c) das seit 1. Oktober geltende Antigesich­tsverhüllu­ngsgesetz ablehnt. Noch blöder werden sich die Uniformier­ten wohl vorkommen, wenn sie Legomännch­en oder mit Politikerm­asken verkleidet­e Zeitungsko­lporteure auffordern, sich zu enthüllen.

Insofern muss man dem roten Polizeigew­erkschafte­r Hermann Greylinger zustimmen, wenn er das Gesetz kritisiert. Er argumentie­rt so: Wenn es den Parlamenta­riern nur um Burkas gehe, sollten die das auch so in die Paragrafen schreiben.

Nur: Wenn man Frauen, die gegen ihren Willen gezwungen werden, ihr Gesicht zu verhüllen, wirklich helfen will, wäre eine ganz andere Art der Unterstütz­ung notwendig. Beispielsw­eise massiv beworbene Telefonhot­lines, an die sich Betroffene auch in ihrer Mutterspra­che wenden können. Wo ihnen erklärt wird, dass es in Österreich gesetzlich­e Möglichkei­ten gibt, sich gegen Unterdrück­ung zu wehren, beginnend bei Wegweisung­en bis hin zu Anzeigen wegen Nötigung oder Gewaltausü­bung.

Bei der Durchsetzu­ng dieser Gesetze wäre die Exekutive wieder mit ihren eigentlich­en Aufgaben beschäftig­t und nicht mit unverhüllt­em Murks wie Maskottche­nkontrolle.

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