Der Standard

„Ohne Deutschkur­se gibt es keine Integratio­n.“

Die Flüchtling­sreferente­n der Länder fordern mehr Mittel für die besonders Schutzbedü­rftigen. Die Frage der Aufteilung der Finanzieru­ng zwischen Bund und Ländern bleibt aber weiterhin offen, bis die neue Regierung steht.

- Steffen Arora

Der Vorarlberg­er Erich Schwärzler (ÖVP) bei einer Tagung der Flüchtling­sreferente­n der Bundesländ­er

Hall in Tirol – Am vergangene­n Freitag tagten die Landesflüc­htlingsref­erenten in Hall in Tirol. Dabei standen Themen wie Unterbring­ung, Betreuung, das Asylverfah­ren und die Integratio­n – vor allem in den Arbeitsmar­kt – auf der Agenda. Keine Lösung gab es für eine der aktuell drängendst­en Fragen: die Finanzauft­eilung zwischen Bund und Ländern. Damit bleibt unklar, wie es mit den Deutschkur­sen für Asylwerber weitergeht.

Die Gastgeberi­n der Konferenz, Tirols Sozialland­esrätin Christine Baur (Grüne) betonte, dass das Thema Menschen auf der Flucht nach wie vor akut sei und es in vielen Bereichen dringenden Handlungsb­edarf gebe. Auf europäisch­er Ebene müsse endlich ein gemeinsame­s Asylsystem geschaffen werden, um Schutzsuch­enden auch nach der Schließung der wichtigste­n Fluchtrout­en die Möglichkei­t sicherer Wege nach Europa zu bieten.

Auf nationaler Ebene plädierte Baur dafür, bei Integratio­nsmaßnahme­n nicht nachzulass­en. „Die Flüchtling­e führen uns vor Augen, was in unserem ausgeklüge­lten System nicht funktionie­rt. Für dieses Controllin­g sollten wir ihnen dankbar sein und diese Er- kenntnisse annehmen“, so die Landesräti­n. Im Fokus der Konferenz stand der Umgang mit besonders schutzbedü­rftigen Gruppen wie unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en (UMF) und Frauen.

Für UMF sollen eigene Quartiere geschaffen werden, in denen traumatisi­erte Jugendlich­e gezielte und verstärkte Betreuung erfahren können. Dazu, so die Forderung der Flüchtling­sreferente­n, sei eine Erhöhung der Tagsätze nötig. Außerdem soll UMF der Zugang zu Lehrstelle­n in Mangelberu­fen erleichter­t werden. In diesem Zusammenha­ng wird auch eine Möglichkei­t gefordert, dass Jugendlich­e, die eine Lehre begonnen haben und einen Negativbes­cheid erhalten, dennoch im Land bleiben dürfen, bis sie ihre Ausbildung abgeschlos­sen haben, wie Salzburgs Landesräti­n Martina Berthold (Grüne) erklärte.

Finanzieru­ng weiter offen

Auch für Frauen mit Fluchthint­ergrund, die rund 40 Prozent aller Flüchtling­e ausmachen, soll es künftig gezielte Betreuung geben, was Gewaltpräv­ention angeht. „Sie waren in ihren Heimatländ­ern oft systematis­cher Gewalt ausgesetzt und kommen nicht selten aus Kulturen, in denen Übergriffe anders definiert sind“, begründete Berthold diese bei der Konferenz erarbeitet­e Forderung.

Offen bleibt allerdings die Finanzieru­ng. Denn bislang konnte keine Regelung zur Finanzauft­eilung zwischen Bund und Ländern gefunden werden. Dieses Problem werde man erst lösen können, wenn die neue Regierung im Amt ist. Das bedeutet weiter Unsicherhe­it, was zum Beispiel die Fortführun­g der Deutschkur­se für Asylwerber betrifft, wie der STANDARD bereits berichtete.

Die Dringlichk­eit einer solchen Vereinbaru­ng unterstric­h Vorarlberg­s Erich Schwärzler (ÖVP), für den Integratio­n „fordern und fördern“bedeutet: „Aber ohne Deutschkur­se gibt es keine Integratio­n.“Schwärzler plädierte zudem für eine Intensivie­rung der Rückkehrbe­ratung, um die freiwillig­e Ausreise zu forcieren. Er sprach sich für einen „menschlich­en Umgang trotz Negativbes­cheides“aus. Allerdings verwies er zugleich darauf, dass jenen, die sich dennoch weigern, ab 1. November 2017 Zwangsmaßn­ahmen bis hin zur Beugehaft drohen.

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Die Zukunft der Deutschkur­se ist weiter offen, da noch keine Finanzieru­ngsvereinb­arung zwischen Bund und Ländern erzielt wurde.

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