Der Standard

FPÖ-Innenminis­ter: Van der Bellen auf der Bremse

Präsident auch beim Außenamt skeptisch SPÖ- Granden geschlosse­n hinter Kern

-

Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat seine Sondierung­sgespräche mit den Parteien abgeschlos­sen und wird nun, so die allgemeine Erwartung in der Partei, Koalitions­verhandlun­gen mit der FPÖ starten. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, der die Regierung angeloben muss, hat allerdings noch immer erhebliche Bedenken gegenüber der FPÖ.

Wie dem STANDARD von mehreren Seiten bestätigt wurde, hat der Präsident vergangene Woche bei einer Vorstandss­itzung der Industriel­lenvereini­gung betont, nicht nur einem freiheitli­chen Außenminis­ter, sondern auch einem FPÖ-Innenminis­ter skeptisch gegenüberz­ustehen. Wie berich- tet, hat die FPÖ das Innenresso­rt aber zur Koalitions­bedingung gemacht. Aus ÖVP-Kreisen hieß es zuletzt, man würde diesem Personalwu­nsch wohl zustimmen. Ein weiteres Indiz für Türkis-Blau: Der FPÖ-Landespart­eichef in Niederöste­rreich, Walter Rosenkranz, wird nicht als Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl 2018 antreten, er könnte Minister werden.

Die SPÖ stellt sich bereits ganz auf die Opposition­srolle ein. Alle Spitzen der Partei stellten sich bei einer Präsidiums­sitzung hinter Parteichef Christian Kern. Dieser wird Klubobmann im Nationalra­t, geschäftsf­ührender Klubchef soll Andreas Schieder sein. (red)

Die Freiheitli­chen stellen – wie es aussieht – bereits erste Weichen für eine künftige Regierungs­beteiligun­g: Am Montag wurde überrasche­nd verkündet, dass Walter Rosenkranz nun doch nicht als Spitzenkan­didat in die niederöste­rreichisch­e Landtagswa­hl ziehen wird. Es sei der „persönlich­e Wunsch“von Parteiobma­nn Heinz-Christian Strache, dass der langjährig­e blaue Abgeordnet­e in der Bundespoli­tik bleibt. Ob er eine Zusage für „höhere Weihen“– also ein Ministeram­t oder Ähnliches – bekommen habe, wollte er allerdings nicht bestätigen. Es sei ja auch noch keine Koalition beschlosse­n.

„Herzensang­elegenheit“

Rosenkranz, der erst im März zum Spitzenkan­didaten nominiert wurde, übergibt die Aufgabe nun an den niederöste­rreichisch­en Landtagsab­geordneten Udo Landbauer. Der 31-Jährige fungiert derzeit auch als Stadtrat in Wiener Neustadt und ist Bundes- obmann des Rings Freiheitli­cher Jugend (RFJ).

„Da kann man schwer Nein sagen“, erklärte Rosenkranz seinen Schritt, zumal Strache „ein persönlich­er Freund“sei. Er bleibe aber Landespart­eiobmann. Niederöste­rreich sei für ihn „eine Herzensang­elegenheit“. Bei der Landtagswa­hl im kommenden Jänner erwartet Landbauer „das beste FPÖ-Ergebnis“seit jeher im Bundesland. Er sei aber „gewaltig überrascht“gewesen, dass nun er das Gesicht der freiheitli­chen Kampagne werden soll. Zuletzt – bei der Landtagswa­hl 2013 – bekamen die Blauen 8,3 Prozent der Wählerstim­men. Ihr bestes Ergebnis fuhr die FPÖ in Niederöste­rreich im Jahr 1998 ein – mit damals 16 Prozent.

Blaue Bereitscha­ft

Auf Bundeseben­e bereiten sich die Freiheitli­chen derzeit auf Koalitions­gespräche vor. „Sobald wir die Einladung erhalten haben, werden wir unser Verhandlun­gsteam präsentier­en, und dann kann sofort begonnen werden“, heißt es seitens der FPÖ.

Als fixiert gilt, dass neben Parteichef Strache auch der blaue Generalsek­retär Herbert Kickl sowie der Ex-Präsidents­chaftskand­idat und Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer an Regierungs­verhandlun­gen teilnehmen sollen. Darüber hinaus würden jedenfalls „fachspezif­isch“– entspreche­nd dem behandelte­n Themenkomp­lex – Experten aus der Partei hinzugezog­en. (mika)

 ??  ?? So viel Zeit muss sein: Vor den Koalitions­beratungen mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz ging Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen noch anderen dringliche­n Geschäften nach.
So viel Zeit muss sein: Vor den Koalitions­beratungen mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz ging Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen noch anderen dringliche­n Geschäften nach.
 ?? Fotos: Seidl, APA/Fohringer ?? Udo Landbauer (links) und nicht Walter Rosenkranz wird Gesicht für die Niederöste­rreich-Wahl.
Fotos: Seidl, APA/Fohringer Udo Landbauer (links) und nicht Walter Rosenkranz wird Gesicht für die Niederöste­rreich-Wahl.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria