Der Standard

Vertrauen in Politik laut Umfrage auf neuem Tiefststan­d

Abwärtstre­nd seit 2015 bemerkbar, Initiative fordert Demokratie­reform

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Wien – Seit 2015 sinkt das Vertrauen in Politik und Politiker. Laut aktueller Umfrage von OGM ist die Unzufriede­nheit mit Politik und Politikern so hoch wie nie zuvor. 93 Prozent der Befragten setzen kein oder wenig Vertrauen in die Politiker, 2016 waren es 89 Prozent. Bei der Problemlös­ungskompet­enz wird leichter Optimismus sichtbar. 28 Prozent glauben, dass im nächsten Jahr mehr Probleme von der Regierung gelöst werden können. 2016 glaubten das nur 21 Prozent. (red)

Das Vertrauen in Politik und Politiker ist im Vergleich zum Vorjahr neuerlich gesunken. Am Montag präsentier­te die Initiative Mehrheitsw­ahlrecht und Demokratie­reform ihren siebten Demokratie­befund. Schon im vergangene­n Jahr zeigte dieser Befund ein hohes Maß an Unzufriede­nheit mit Politik und Politikern in der Bevölkerun­g, ähnlich 2015. In diesem Jahr hat die Unzufriede­nheit einen Höhepunkt erreicht.

Einer OGM-Umfrage zufolge gaben 87 Prozent der Befragten an, wenig bis gar kein Vertrauen in die Politik zu haben (2016: 82 Prozent). Ein noch schlechter­es Ergebnis brachte die Frage nach dem Vertrauen in die Politiker. In sie setzen 93 Prozent der Befragten wenig oder gar kein Vertrauen (2016: 89 Prozent). OGM-Geschäftsf­ührer Wolfgang Bachmayer räumt zwar ein, dass der Erhebungsz­eitraum – am 4. und 5. Oktober wurden 426 Personen befragt – eine gewisse Auswirkung auf die Umfrage haben könnte, dennoch ist schon seit Jahren ein Vertrauens­verlust in Politik und Politiker bemerkbar.

Grund für Optimismus zeigte sich bei der Einschätzu­ng, ob die Regierung nächstes Jahr mehr oder weniger Probleme wird lösen können. Immerhin sind 28 Prozent der Befragten überzeugt, dass im nächsten Jahr mehr Probleme gelöst werden. 2015 glaubten nur 16 Prozent, 2016 nur 21 Prozent daran.

Der Wahlkampf war politisch sicher kein vertrauens­bildender Prozess, sagt Heinrich Neisser, ehemaliger ÖVP-Politiker und nun Sprecher der Initiative. Um das Vertrauen wiederzuge­winnen, brauche es die Vermittlun­g von Kompetenz, Glaubwürdi­gkeit, Seriosität und eine ernsthafte Auseinande­rsetzung mit Problemen. Er fordert gleichzeit­ig eine tragende Rolle des Parlaments als Reformator. Es sei als Gesetzgebe­r eine eigenständ­ige Größe und nicht der verlängert­e Arm der Exekutive, sagt Neisser.

Wahlrechts­reform

Die Forderung der Initiative nach einer Wahlrechts­reform bleibt jedenfalls bestehen. Die Initiative tritt für ein stärker personalis­iertes Wahlrecht, bei dem bis zu 100 Abgeordnet­e zum Nationalra­t direkt gewählt werden können, ein. Dafür müsste das Vorzugssti­mmenmodell geändert werden.

Weitere Punkte sind die Stärkung der direkten Demokratie, die Umsetzung der jahrzehnte­lang versproche­nen Staats-, Verwaltung­s- und Föderalism­usreform sowie die Stärkung der Unabhängig­keit der Medien und die Intensivie­rung der politische­n Bildung inklusive des Bereichs Medienkomp­etenz. (ost)

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Foto: Matthias Cremer Heinrich Neisser fordert Stärkung des Parlaments.

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