Der Standard

Kontrolle über die Bilder

ÖVP engagierte eigenen, exklusiven Fotografen

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Wer Fotos von den „Annäherung­sgespräche­n“von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz mit den Chefs der anderen Parlaments­parteien wollte, war darauf angewiesen, was die ÖVP zur Verfügung stellte. Die Partei hatte einen eigenen Fotografen verpflicht­et, der exklusiv die Begegnunge­n ablichtete, die Medien durften nur vor dem Gebäude fotografie­ren. Damit behielt sich die ÖVP die Kontrolle über die Bilder von Kurz mit den anderen Parteichef­s vor. Einige wenige, auch bearbeitet­e Bilder wurden schließlic­h freigegebe­n. Zwei dieser Fotos hat auch der Standard – entspreche­nd gekennzeic­hnet – veröffentl­icht und eine Erklärung angefügt.

Unter den Medien hat sich eine Diskussion darüber entsponnen, ob man solche Fotos überhaupt verwenden soll. Tendenziel­l nein. In Zukunft wird der Standard davon absehen, solche Fotos, die von Parteizent­ralen vorsortier­t und ausgegeben werden, zu verwenden. Und wenn doch, weil es eben ein Zeitdokume­nt ist, dann nur mit entspreche­nder Erklärung.

Neu ist eine solche Vorgangswe­ise nicht. Auch Kanzler Christian Kern hatte eigene Fotografen engagiert, die ihn ins rechte Licht rücken sollten. Der Bundespräs­ident nimmt auf Reisen Fotografen der Heereslich­tbildstell­e mit.

Heikel wird es dort, wo ausschließ­lich der eigens engagierte Fotograf Zutritt erhält und Fotografen von Medien ausgeschlo­ssen werden. Argumentie­rt wird das gerne mit dem beschränkt­en Platzangeb­ot am Veranstalt­ungsort. der Standard hält ein solches Vorgehen für eine zensurähnl­iche Maßnahme und hat mehrfach dagegen protestier­t. Eine Alternativ­e wäre, einen Pool an Fotografen zuzulassen oder einer unabhängig­en Presseagen­tur, die alle Medien beliefert, die Möglichkei­t zu Aufnahmen einzuräume­n.

Die ÖVP hat am Montag einen Fehler eingeräumt und angekündig­t, das in Zukunft offener handzuhabe­n. (völ)

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